Die Dokumentation von Starkniederschlagsereignissen und deren Auswirkungen ist von essenzieller Bedeutung für ein effektives Risikomanagement. Die raumzeitliche Verknüpfung von Niederschlagsradardaten, automatisiert verorteten Überflutungsaufnahmen sowie zusätzlichen ereignisbezogenen Daten ermöglicht die Wirkungsanalyse des Starkregen-Überflutungsverlaufes und bereitet die Grundlage einer ersten Gefährdungsanalyse sowie der Validierung hydrodynamisch-numerischer Modelle. Darüber hinaus sind im Rahmen der hydraulischen Gefährdungsanalyse weiterführende Untersuchungen zur Ermittlung kritischer Niederschlagsdauern an neuralgischen Punkten notwendig.
Das Thema Starkregenereignisse und dadurch induzierte urbane Überflutungen bzw. Sturzfluten ist weltweit von zunehmender Relevanz. Die vergangenen Ereignisse wie z. B. in Münster (2014), Simbach/Braunsbach (2016) oder Aachen und Wuppertal (2018) haben gezeigt, dass konvektive Unwetterereignisse nahezu jederzeit, überall und mit sehr kurzer Reaktionszeit in Deutschland auftreten können. Aber auch im Ausland führen extreme Niederschläge beispielsweise in Form von tropischen Stürmen wie Hurrikane Harvey, USA (2017) oder Taifun Prapiroon, Japan (2018) zu pluvialen Hochwasserereignissen mit katastrophalen Ausmaßen. Trotz dieser Ereignisse ist die Sensibilität der Bevölkerung gegenüber den Gefahren durch Starkniederschläge immer noch gering, da Hochwasser stets mit der Überschwemmung großer Flüsse assoziiert wird [1]. Einige Kommunen in Deutschland haben bereits auf die sich häufenden Ereignisse reagiert und führen notwendige risikoanalytische Untersuchungen zur Ermittlung des Starkregenrisikos durch. Auf diesem Weg erstellte Starkregengefahrenkarten basieren zumeist auf hydrodynamisch-numerischen 1D/2D-Modellen zur Abbildung der oberflächlichen Abfluss-und Strömungsprozesse. Im Ergebnis stellen die Gefahrenkarten szenarienabhängig die maximalen Überflutungsausdehnungen, Fließtiefen und ggf. Fließgeschwindigkeiten dar [2].
Starkregeninduzierte Überflutungsprozesse sind neben der Ausprägung des Niederschlags von vielen Faktoren abhängig, wodurch eine realitätsnahe numerische Abbildung der Abfluss-und Strömungsvorgänge mit einigen Unsicherheiten belegt ist. Anders als bei Überschwemmungen durch Flusshochwasser sind es bei Starkregen vielmehr relativ kleine räumliche Strukturen in der Topographie, der Bebauung, der Straßenführung, der Kanalisation etc., die zu einer Gefährdung beitragen. Hochintensive Niederschlagsbereiche können innerhalb kürzester Zeit zur Überflutung tiefliegender urbaner Bereiche (Unterführungen, U-Bahnstationen etc.) führen [3]. Welcher Niederschlagstyp kritisch und in welchem Zeitraum ein neuralgischer Punkt überflutet wird, wird durch die bisherigen Standardverfahren der hydraulischen Gefährdungsanalyse nicht abgebildet.
| Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
| Quelle: | Wasser und Abfall 09 - 2019 (September 2019) |
| Seiten: | 6 |
| Preis: | € 10,90 |
| Autor: | M.Sc. Julian Hofmann Univ.-Prof. Dr.-Ing. Holger Schüttrumpf |
| Diesen Fachartikel kaufen... (nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links) | |
| Artikel weiterempfehlen | |
| Artikel nach Login kommentieren | |
Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.
Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.
In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.