Die Bioabfallwirtschaft hat sich als zentrale Säule der modernen Kreislaufwirtschaft
etabliert. Natur- und Umweltverbände, wie der NABU und die DUH, fordern einen
Ausbau der getrennten Erfassung von Bioabfällen. Eine Gefahr für die Bioabfallwirtschaft stellen verstärkt aufkommende mediale Berichte dar, in denen selbst sehr kleine Mengen an Fremdstoffen in Kompostprodukten angeprangert werden. Zur Reduzierung der Fremdstoffgehalte im Kompost müssen insbesondere die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger ihre Anstrengungen verstärken, um vor allem Biogut in hoher Qualität erfassen zu können.
Die Verwertung getrennt erfasster Bioabfällen hat sich seit Mitte der 90er Jahre bis heute zu einem wesentlichen Bestandteil der deutschen Abfallwirtschaft entwickelt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg die erfasste Biogutmenge (Inhalte der Biotonne) von rund 2,4 Mio. t im Jahr 1996 auf rund 4,5 Mio. t im Jahr 2017 an. Im gleichen Zeitraum stieg die Grüngutmenge (Garten- und Parkabfälle einschließlich Friedhofsabfälle) von rund 2,9 Mio. t (abgeschätzt) auf rund 5,9 Mio. t an [1]. Zu Beginn der getrennten Erfassung wurden Bioabfällen aus der kommunalen Sammlung fast ausschließlich kompostiert. Erst durch die Förderregularien des Erneuerbare-Energien-Gesetztes (EEG) für die Stromerzeugung aus der Vergärung, insbesondere von Biogut, konnte ein Anschub für die sogenannte Kaskadennutzung (energetische und stoffliche Nutzung) bewirkt werden. Nach Ermittlungen von TURK et al. stieg die Anzahl der kombinierten Vergärungs-/Kompostierungsanlagen für Biogut in Deutschland von 7 Anlagen im Jahr 1996 auf 86 Anlagen im Jahr 2017 mit einer ermittelten Vergärungskapazität in Höhe von rund 2,3 Mio. t pro Jahr an [2]. Ebenso förderte das EEG den Ausbau der Stromgewinnung aus der thermischen Nutzung von Grüngut. Dabei werden in erster Linie die holzigen Bestandteile vor oder nach der biologischen Behandlung abgetrennt und anschließend einer thermischen Verwertung zugeführt. Bundesweit kann die Verwertung der erzeugten Kompostprodukte derzeit als gesichert angesehen werden [3]. Die Vorgaben der novellierten Düngeverordnung aus dem Jahr 2017 haben zu allgemeinen Erschwernissen bei der Verwertung von Wirtschaftsdüngern und organischen Düngern geführt. Davon ist auch die landwirtschaftliche Kompostvermarktung nicht verschont geblieben. Besonders Betreiber von Bioabfallbehandlungsanlagen aus viehstarken Regionen berichten, dass seit der Novelle der Düngeverordnung häufig weite Transportwege zur landwirtschaftlichen Kompostvermarktung in Kauf genommen werden müssen.
Copyright: | © Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH |
Quelle: | Biomasse-Forum 2019 (November 2019) |
Seiten: | 6 |
Preis: | € 3,00 |
Autor: | Dipl. agr. Ing. Michael Schneider Sarah Röhlen Niklas Keßel |
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