Ein integratives Flussraummanagement ist notwendig, um die Ziele und Maßnahmenprogramme des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans mit jenen des Nationalen Hochwasserrisikomanagementplans abzustimmen und gleichzeitig auch andere Nutzungen und Anforderungen an das Fließgewässer berücksichtigen zu können. Im integrierten LIFE-Projekt IRIS (Integrated River Solutions in Austria) werden an sieben österreichischen Flüssen auf einer Gesamtlänge von knapp 600 Flusskilometern fach- und sektorenübergreifende Planungsprozesse durchgeführt, mit dem Ziel, integrative Leitbilder festzulegen und Maßnahmenkonzepte abzustimmen, sowie bauliche Maßnahmen zur Verbesserung des ökologischen Zustands und des Hochwasserschutzes zu setzen.
Durch Österreichs alpine Landschaft und der damit verbundenen Notwendigkeit, Flächen für Siedlungstätigkeit und landwirtschaftliche Produktion zu schaffen, wurden Österreichs Fließgewässer in den vergangenen Jahrhunderten vielfach begradigt und in ihrer flächigen Ausdehnung eingeschränkt. Um den Siedlungsraum und landwirtschaftliche Flächen vor Hochwassergefahren zu schützen, wurde eine Vielzahl an baulichen Hochwasserschutzmaßnahmen gesetzt, die allerdings meist mit negativen Folgen für die Fließgewässerökosysteme verbunden waren und sind. Das Spannungsfeld zwischen Hochwasserschutz und Gewässerökologie, also zwischen dem 'Schutz vor Wasser" und dem 'Schutz von Wasser", hat sich verschärft, seit sich Österreich mit der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie zur Erreichung von ökologischen Zielen für alle Gewässer verpflichtet hat. Da der Schutz von Menschen vor Hochwassergefahren in jedem Fall höchste Priorität haben muss, sind neue Wege zu suchen, um die negativen Auswirkungen von Hochwasserschutzmaßnahmen auf unsere Gewässer möglichst gering zu halten.
Traditionelle bauliche Hochwasserschutzmaßnahmen wie Regulierungen, Dammbauten, Begradigungen und Ufer-bzw. Sohlverbauungen führen in Fließgewässersystemen oft zu einer Veränderung der flusstypischen Strukturausstattung, der Verringerung der morpho-dynamischen Prozesse sowie zu einer Unterbrechung der lateralen Vernetzung mit Nebengewässern, Auen und Feuchtgebieten. Durch diese morphologischen Beeinträchtigungen kommt es zu Strukturverarmung in den Gewässern und damit zu einem qualitativen und quantitativen Verlust an Lebensräumen für die standorttypische Flora und Fauna im Gewässer selbst sowie auch im gewässergeprägten Umland (Nebengewässer, Au). Schutzwasserbauliche Querbauwerke und Unterbrechungen des Gewässerkontinuums verursachen ebenfalls einen massiven Eingriff mit starken Auswirkungen auf das Ökosystem. Einerseits stellen Absturzbauwerke oft Wanderhindernisse für die heimische Fischfauna dar und verursachen eine Fragmentierung des Lebensraums, andererseits beeinflussen Querbauwerke auch den natürlichen Sedimenttransport in den Gewässern, was zu Sohleintiefung, Absinken des Grundwasserspiegels, Entkoppelung von Auen und zum Verlust von Habitaten führt.
| Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
| Quelle: | Wasser und Abfall 07 und 08 - 2019 (August 2019) |
| Seiten: | 8 |
| Preis: | € 10,90 |
| Autor: | Helena Mühlmann Drago Pleschko DI Klaus Michor |
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Talsperren - Essenziell fuer die Minderung der Klimawandelfolgen
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Die Bedeutung von Talsperren und Wasserspeichern wird in diesem Beitrag im Kontext des Klimawandels und der steigenden globalen Wassernachfrage betrachtet. Die Diskrepanz zwischen Wassernachfrage und verfügbarer Speicherkapazität wächst aufgrund von Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Rückgang der Süßwasservorräte. Viele große Talsperren weltweit sind über 50 Jahre alt, was zum Teil Bedenken hinsichtlich ihrer Standsicherheit und Verlandung des Stauseevolumens aufwirft. Die Verlandung ist ein weltweit zunehmendes Problem. Ohne nachhaltige Maßnahmen werden bis 2050 viele Stauseen im Mittel bis zu 50 % verlandet sein. Eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung und Maßnahmen zur Minderung der Stauraumverlandung angesichts eines wachsenden globalen Wasserspeicherbedarfs sind unabdingbar.
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