Zur Umsetzung des Hochwasserschutzkonzeptes Nr. 27 errichtete die Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen von 2014 bis 2017 das Hochwasserrückhaltebecken (HRB) Neuwürschnitz. Das HRB ist gem. DIN 19 700-12 als mittleres Becken klassifiziert. Der Beitrag stellt Einzelschwerpunkte der wasserbaulichen sowie umweltfachlichen Planung vor und gibt einen Überblick über die entwickelten ingenieurtechnischen Lösungen hinsichtlich Hydraulik, Geotechnik, Tragwerksplanung, Stahlwasserbau, messtechnischer Bauwerksüberwachung und Bautechnik.
1 Planungsphase
Das oberhalb der Ortslage Neuwürschnitz, einem Ortsteil der Stadt Oelsnitz/Erzgebirge, neugebaute Hochwasserrückhaltebecken (HRB) Neuwürschnitz stellt die Umsetzung eines wesentlichen Teils des Hochwasserschutzkonzeptes Nr. 27 durch die Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen (LTV) dar. Im Auftrag der LTV hat die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft mbH (jetzt Tractebel Hydroprojekt GmbH) und Arcadis Deutschland GmbH (jetzt Arcadis Germany GmbH) seit 2008 die Planungsunterlagen erstellt und die Bauausführung begleitet.
1.1 Studien und Konzepte
Im Ergebnis der Ereignisanalyse des im August 2002 aufgetretenen extremen Hochwassers wurde für die Einzugsgebiete der Chemnitz festgestellt, das aufgrund der Einzugsgebietscharakteristik ein wirksamer Hochwasserschutz nur durch Maßnahmen in den Entstehungsgebieten möglich ist. Für die Würschnitz wurde als wesentliche Hochwasserschutzmaßnahme der Neubau des HRB Neuwürschnitz herausgearbeitet. Unter Einbeziehung des HRB konnten gewässerbegleitende Hochwasserschutzanlagen in vier Ortslagen entfallen und in Ortsteilen von Chemnitz reduziert noch werden. Für die benann
ten Ortslagen wurden alternativ zum HRB 17 Einzelmaßnahmen zur Herstellung eines vergleichbaren Hochwasserschutzes ermittelt, die einen Gewässerausbau sowie Eingriffe in Gewässerbiotope erforderlich gemacht und damit die natürliche Ausbildung der Gewässerrandstreifen weitestgehend zerstört hätten.
1.2 Planungs- und Genehmigungsphase
Um die ökologische Durchgängigkeit am Gewässer weiterhin zu gewährleisten und Eingriffe in Natur und Landschaftsbild so gering wie möglich zu halten, wurde das Bauwerk in den weiteren Planungsphasen hinsichtlich Bauwerkslänge, Flächenbeanspruchung und Einpassung in das Landschaftsbild weiter optimiert. Im Ergebnis wurde das Absperrbauwerk des HRB Neuwürschnitz bestehend aus einem Steinschüttdamm mit integriertem, komplexem Auslaufbauwerk geplant [1]. Das Auslaufbauwerk vereint dabei Stauwand, Hochwasserentlastung (HWE) sowie Betriebsauslässe (BA). Zur Gewährleistung der ökologischen Durchgängigkeit wurde es großzügig als nach oben offenes Durchlassbauwerk (Ökoschlucht) vorgesehen. Das durch das Bauwerk hindurch führende Gerinne des Beuthenbaches wurde hinsichtlich der Durchwanderbarkeit für unterschiedliche Betriebszustände und die hydraulischen Belastungen im Betriebsfall bemessen. Als Energieumwandlungsanlage wurde zur Gewährleistung der ökologischen Durchgängigkeit die Sonder konstruktion einer Tosmulde gewählt [3]. Die hydraulische Funktionsfähigkeit des Bauwerkes wurde schließlich im Modellversuch 2010/11 an der TU Dresden untersucht, optimiert und nachgewiesen [2]. Die Steuerung wurde auf Grundlage hydrologischer Gut achten und unter Berücksichtigung der Anforderungen aus Hochwasser und Naturschutz erarbeitet. Zur Beibehaltung der Gewässerdynamik wird erst mit Erreichen des Durchflussgrenzwertes von 5 m³/s (ca. HQ5) die Abgabe auf 1,5 m³/s gedrosselt und das Becken eingestaut. Der Gesamtstauraum beträgt 923 000 m³.
Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
Quelle: | Wasserwirtschaft - Heft 04 - 2019 (Mai 2019) |
Seiten: | 4 |
Preis: | € 10,90 |
Autor: | Dipl.-Ing. Holger Haufe Dipl.-Ing. Ingo Berndt Dipl.-ing. Matthias Höhne Dipl.-Ing. (FH) Mirko Salzmann |
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