Die Sicherung der Wasserversorgung für alle Bereiche der menschlichen Nutzung wird vor dem Hintergrund des Klimawandels eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Gesellschaft in den kommenden Jahrzehnten sein, auch in Deutschland. Auf dieses Problemfeld wird von Wissenschaft und Fachingenieuren schon lange hingewiesen, bei der Politik ist es jedoch noch nicht angekommen.
Deutschland, besonders Niedersachsen, ist reich an Grund- und Oberflächenwasser, dennoch gibt es in Nordostniedersachsen Grundwasserkörper deren Wasserhaushalt angespannt ist. Zusätzlich wird durch den Klimawandel der Wasserbedarf insgesamt steigen. In [1, 2] wurde über verschiedene Projekte im Raum Nordostniedersachsen berichtet. Dieser Beitrag ergänzt die Veröffentlichung in WASSER UND ABFALL Heft 9.2018 [2], auf die hier ausdrücklich verwiesen wird. In Niedersachsen liegen die meisten Beregnungsflächen Deutschlands. Die Größenordnungen ergeben sich aus Tabelle 1. Dabei wird deutlich, dass in Niedersachsen etwa die Hälfe aller Beregnungsflächen liegen. Diese Flächen konzentrieren sich auf den Nordosten des Niedersachsens, in dem mehr als 2/3 der Beregnungsflächen liegen. In Tabelle 2 sind die Landkreise in Nordostniedersachsen mit ihren Flächen zusammengestellt. Aufgeführt sind auch die anteiligen Flächen, die beregnet werden bzw. beregnet werden können. Deutlich wird aus der Zusammenstellung, dass insbesondere die Landkreise Celle, Gifhorn und Uelzen den Schwerpunkt der Beregnung bilden. Hier können 85 bis 95 % der Ackerflächen bei Trockenheit beregnet werden. Tabelle 3 enthält die Wassermengen die über wasserrechtliche Erlaubnisse für die Feldberegnung in Nordostniedersachsen zur Verfügung stehen. Sie sind den Trickwasserentnahmen gegenübergestellt. Die Mengen sind mit den bekannten Erfahrungs-/Anhaltswerten ermittelt, sie können innerhalb der Region bzw. der jeweiligen Landkreise etwas variieren. Im langjährigen Mittel werden die genannten erlaubten Beregnungswassermengen zu rd. 65 % genutzt. Dabei gibt es regional aber in einzelnen Jahren große Unterschiede bzw. Schwankungen im Umfang der Entnahmen. Aus Tabelle 3 ist ersichtlich, welche Bedeutung die Feldberegnung bereits heute in der Region Nordostniedersachsen hat. Die erlaubten Wassermengen für die Feldberegnung sind mit 185 Mio. m³/a mehr als doppelt so groß wie der Trinkwasserbedarf (rd. 72 Mio. m³/a). Auch der tatsächliche durchschnittliche Beregnungswasserbedarf in Nordostniedersachsen liegt mit rd. 130 Mio. m³/a (65 - 75 % der erlaubten Mengen) deutlich über dem Trinkwasserbedarf. Dabei variieren die tatsächlichen Entnahmemengen zwischen den einzelnen Jahren erheblich, bezogen auf Nordostniedersachsen zwischen 23 Mio. m³/a (2017) und 230 Mio. m³/a (2003). Die Entnahmemengen für das Jahr 2018 liegen noch nicht vor, werden aber bei 300 Mio. m³ liegen. Dieses Bild wird sich klimawandelbedingt in den kommenden Jahrzehnten noch einmal deutlich verändern. Deshalb ist es wichtig rechtzeitig Maßnahmen für die zukünftige Wasserversorgung in Niedersachsen zu initiieren. Dabei muss sich der Focus auf alle Bereiche der Daseinsvorsorge - Trinkwasser - Brauchwasser - Beregnungswasser richten.
| Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
| Quelle: | Wasser und Abfall 03 - 2019 (März 2019) |
| Seiten: | 8 |
| Preis: | € 10,90 |
| Autor: | Dipl.-Ing. Ulrich Ostermann |
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Ressourcenorientierte Sanitärsysteme für nachhaltiges Wassermanagement
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