Entwicklungen in der Bioabfallwirtschaft in Deutschland

Die Bemühungen, vorhandene Rohstoffressourcen effizienter zu nutzen oder sekundäre Rohstoffquellen zu erschließen, lassen auch die Bioabfälle stärker in das Blickfeld abfallwirtschaftlicher Aktivitäten rücken. Während die Bundesrepublik Deutschland bei der Getrennterfassung der Bioabfälle im internationalen Vergleich bereits ein gutes Niveau erreicht hat, besteht auf europäischer Ebene bei der Bewirtschaftung der Bioabfälle noch erhebliches Potenzial.

Die Menge der getrennt gesammelten Bioabfälle hat in den letzten Jahren in Deutschland deutlich zugenommen. Nach ersten Zahlen des Statistischen Bundesamts sind von 2015 auf 2016 rund 500.000 Tonnen mehr an Bioabfällen aus privaten Haushalten getrennt erfasst worden. Dies entspricht einem Zuwachs von rund sechs Kilogramm je Einwohner. Insgesamt betrug der getrennt eingesammelte Bioabfall rund 123 Kilogramm je Einwohner und Jahr. Trotz dieser Entwicklung besteht auch noch in Deutschland Potenzial zur Optimierung der in Bioabfällen enthaltenen wertgebenden Bestandteile. Eine Kehrseite in der Bioabfallwirtschaft ist derzeit eine intensive Diskussion bezüglich der Verunreinigungen von Kunststoffen in den unterschiedlichsten Umweltbereichen, ausgelöst nicht zuletzt durch den Eintrag von größeren Mengen an Kunststoffpartikeln in ein Gewässer in Schleswig-Holstein. Fast gleichzeitig hat die Universität Bayreuth 2018 eine Studie veröffentlicht, in der es unter anderem um die Anzahl von Kunststoffteilchen in Komposten aus getrennt gesammelten Bioabfällen privater Haushaltungen (Biotonne) geht. Nach dieser Studie verbleiben trotz umweltschonender Behandlungsverfahren regelmäßig kleinste Kunststoffpartikel im Dünger und gelangen dadurch in Böden und Gewässer. Zwar haben beide Eintragspfade für Kunststoffe in die Umwelt keinen unmittelbaren Zusammenhang, aber in der stärker werdenden öffentlichen Diskussion wird fast durchgehend von einem Gesamtproblem 'Kunststoff in der Umwelt' gesprochen. Von Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg initiiert, haben sich die Umweltministerkonferenz und zuletzt der Bundesrat insbesondere mit verpackten Lebensmittelabfällen befasst und Maßnahmen zur Vermeidung von Kunststoffen aus verpackten Lebensmitteln gefordert. Die Prüfung und Umsetzung der Maßnahmen haben begonnen.



Copyright: © Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH
Quelle: 31. Abfall- und Ressourcenforum 2019 (April 2019)
Seiten: 6
Preis: € 3,00
Autor: Dipl.-Umweltw., Dipl.-Wirt. Ing. Hans-Peter Ewens
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Talsperren - Essenziell fuer die Minderung der Klimawandelfolgen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Die Bedeutung von Talsperren und Wasserspeichern wird in diesem Beitrag im Kontext des Klimawandels und der steigenden globalen Wassernachfrage betrachtet. Die Diskrepanz zwischen Wassernachfrage und verfügbarer Speicherkapazität wächst aufgrund von Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Rückgang der Süßwasservorräte. Viele große Talsperren weltweit sind über 50 Jahre alt, was zum Teil Bedenken hinsichtlich ihrer Standsicherheit und Verlandung des Stauseevolumens aufwirft. Die Verlandung ist ein weltweit zunehmendes Problem. Ohne nachhaltige Maßnahmen werden bis 2050 viele Stauseen im Mittel bis zu 50 % verlandet sein. Eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung und Maßnahmen zur Minderung der Stauraumverlandung angesichts eines wachsenden globalen Wasserspeicherbedarfs sind unabdingbar.

Ressourcenorientierte Sanitärsysteme für nachhaltiges Wassermanagement
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Abwassersysteme stehen infolge des Klimawandels und der Ressourcenknappheit vor Herausforderungen. Ressourcenorientierte Sanitärsysteme (NASS) ermöglichen durch eine getrennte Erfassung einzelner Abwasserteilströme (z. B. Grauwasser, Urin) eine gezielte Behandlung und Ressourcenrückgewinnung vor Ort. Zudem können sie bestehende Infrastrukturen entlasten. Praxisbeispiele verdeutlichen aktuelle Anwendungen von NASS. Das Projekt BeReit zeigt, dass eine Urinseparation den Belüftungsbedarf und Spurenstoffemissionen von Kläranlagen reduzieren kann.

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.