Keinerlei Lenkungswirkung: Die 4. Reinigungsstufe in Kläranlagen ist teuer und hat nicht nur Vorteile
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat aktuell eine Studie veröffentlicht, die die Kosten und eine verursachungsgerechte Finanzierung einer 4. Reinigungsstufe in Kläranlagen untersucht.

(20.11.2018) Die Studie wurde von der Beratungsgesellschaft Civity Management Consultants erstellt. Hintergrund sind Forderungen nach einer deutschlandweiten Einführung einer sogenannten 4. Reinigungsstufe in Kläranlagen.
Diese zusätzliche Klärstufe ist nach Vorstellung einiger Akteure eine geeignete Antwort auf die zunehmende Belastung der Gewässer mit Spurenstoffen wie Arzneimittel. Neue Forschungsergebnisse zeigen allerdings, dass auch die Filtertechniken einer 4. Klärstufe nicht in der Lage sind, alle unerwünschten Stoffe vollständig aus dem Wasser zu entfernen. Zudem können durch die Filterung neue Abbauprodukte entstehen, die dann in die Gewässer gelangen. Die Techniken einer weiteren Klärstufe sind überdies kostenintensiv; sie betragen pro Jahr 1,2 Mrd. Euro. Eine vom BDEW in Auftrag gegebene Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine Umlage der Investitionskosten auf die Gebührenzahler eine Erhöhung der Abwassergebühren um 17 Prozent und mehr für einen Vier-Personen-Haushalt zur Folge hätte. Zudem hätte eine 4. Reinigungsstufe keinerlei Lenkungswirkung: Hersteller von Arzneimitteln hätten keinen Anreiz, verstärkt auf umweltschonende Stoffe zu setzen oder diese zu entwickeln.
'Da Kläranlagen auch mit neuen Techniken nicht alle Stoffe herausfiltern können, müssen wir an der Quelle der Verschmutzung ansetzen. Das Verursacherprinzip muss gestärkt werden, die Abwasserwirtschaft ist nicht der Reparaturbetrieb unserer Gesellschaft', sagte Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser. In der Studie wird deshalb eine Abgabe auf Arzneimittel oder eine Fondslösung zur Deckung der Kosten vorgeschlagen.
Unternehmen, Behörden + Verbände: BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V., Civity Management Consultants
Autorenhinweis: Martin Boeckh
Foto: M. Boeckh
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