Nutzbar mit Einschränkungen: Forschungsprojekt untersucht die Nutzung von Deponieabfällen als Rohstoff- und Energiequelle
Seit dem Jahr 1975 sind in Deutschland insgesamt 2,5 Mrd. Tonnen Siedlungsabfall deponiert worden. Durch die steigende Rohstoff-Nachfrage werden zunehmend die Möglichkeiten zur Nutzung der Rohstoffe, die diese Deponien enthalten, betrachtet. Im Rahmen eines bei der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen angesiedelten Forschungsvorhabens wurde unter anderem die Gewinnung und energetische Verwertung von Ersatzbrennstoffen aus Deponat untersucht und großtechnisch erprobt.

(06.11.2017) In Abfall-Deponien werden nennenswerte Anteile nutzbarer Energierohstoffe und Ressourcen vermutet. Bei den bisher durchgeführten Deponie-Rückbauvorhaben lag der Schwerpunkt hauptsächlich auf der Reduzierung umweltschädlicher Sickerwasseremissionen sowie einer alternativen Flächennutzung. Aus solchen bereits eingetretenen Sanierungsfällen gibt es Erfahrungswerte hinsichtlich der Rückbaukosten. Die angewendeten Maßnahmen zur Deponiesanierung waren oftmals kostenintensiv. In der entsprechenden Fachliteratur werden die Rückbaukosten pro Kubikmeter Deponievolumen auf 5 bis 25 Euro beziffert. Wenn keine Sanierungsmaßnahme zur Anwendung kommt, kann ein Rückbau der Deponie mit anschließender Nutzung der enthaltenen Ressourcen in Erwägung gezogen werden. In diesem Zusammenhang werden die Möglichkeiten zur Separation der enthaltenen Metalle und mineralischen Bestandteile sowie hochkalorischer Inhaltsstoffe diskutiert, die als Ersatzbrennstoff energetisch genutzt werden sollen.
Ein Projekt-Vorhaben, das im Rahmen der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten ‚Initiative r³ - Innovative Technologien für Ressourceneffizienz’ durchgeführt wurde, untersuchte den Rückbau von Siedlungsabfall- und Schlackedeponien mit anschließender Ressourcenrückgewinnung und -nutzung ganzheitlich. Verbundpartner waren dabei die Technischen Universitäten Braunschweig, Clausthal und Aachen sowie weitere Forschungseinrichtungen wie das ifeu- und das Öko-Institut. Die Projektleitung erfolgte durch die Tönsmeier Dienstleistung GmbH. Ein weiterer Verbundpartner ist die AML Immobilien GmbH. Am Lehr- und Forschungsgebiet Technologie der Energierohstoffe der RWTH Aachen wurde das Potential untersucht, das die heizwertreichen Komponenten aus den rückgebauten Fraktionen enthalten.
Ein wesentlicher Schwerpunkt bestand dabei in der thermischen Verwertung von hochkalorischen Materialströmen. Im Zuge der Projektumsetzung wurden aus der Siedlungsabfalldeponie Pohlsche Heide des Kreises Minden-Lübbecke 8.000 Tonnen Deponiematerial zurückgebaut...
Unternehmen, Behörden + Verbände: RWTH Aachen (Lehr- und Forschungsgebiet Technologie der Energierohstoffe); Tönsmeier Dienstleistung GmbH (Porta Westfalica); AML Immobilien GmbH (Minden); EEW Energy from Waste GmbH (Helmstedt)
Autorenhinweis: Dipl.-Ing. Martin Rotheut und Prof. Dr.-Ing. Peter Quicker, RWTH Aachen
Foto: TEER / RWTH Aachen
ASK - Unser Kooperationspartner
Unsere 3 aktuellsten Fachartikel
Maßnahmen zur Klimaanpassung sächsischer Talsperren
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (5/2025)
Die Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen (LTV) betreibt aktuell insgesamt 87 Stauanlagen, darunter 25 Trinkwassertalsperren. Der Stauanlagenbestand ist historisch gewachsen und wurde für unterschiedliche Zwecke errichtet.
carboliq® - Direktverölung gemischter Kunststoffabfälle
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Die Forderung nach Klimaneutralität dominiert die globale Diskussion über die Zukunft der Industriegesellschaft. Damit einher geht auch die Frage, wie der
Umgang mit Kunststoffen in Zukunft erfolgen wird.
Nutzungskonflikt zwischen Carbon-Capture-Anlagen und Fernwärme?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Die EEW Energy from Waste GmbH (EEW) hat sich das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Mit 17 Standorten verfügt EEW über eine Verbrennungskapazität von ca. 5 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr.