Arzneimittelrückstände in Abwässern aus Einrichtungen des Gesundheitswesens

Die Minderung der Emissionen von Arzneimittelrückständen aus medizinischen Einrichtungen stellt einen möglichen Ansatz zur Reduktion der Umweltbelastungen dar. Jedoch zeigen die Ergebnisse unterschiedlicher Projekte, dass eine separate Behandlung dieser Abwässer nur in Einzelfällen sinnvoll ist, auch wenn sie technisch möglich ist.

Arzneimittel erhöhen sowohl die Lebensqualität als auch die Lebenserwartung und werden deshalb als unverzichtbare Produkte geschätzt. In Deutschland werden jährlich rund 8.000 t an Humanarzneimitteln mit potenzieller Umweltrelevanz verbraucht. Dabei existieren ca. 8.570 zugelassene Präparate mit circa 1.200 Arzneimittelwirkstoffen [1]. So werden jährlich in der BRD ca. 88 t des Antiepileptikums Carbamazepin, 86 t des Schmerzmittels Diclofenac und 58 t des Antibiotikums Sulfamethoxazol eingesetzt.

Der wachsende Wohlstand, das zunehmende Durchschnittsalter der Bevölkerung und der damit verknüpfte steigende Arzneimittelkonsum lassen einen weiteren Anstieg der Nutzung dieser Produkte vermuten.

Die meisten Arzneimittelwirkstoffe werden im oder auf dem Körper nicht vollständig aufgenommen. Aufgenommene Arzneimittel werden i. d. R. im Körper zu sogenannten Metaboliten umgebaut, jedoch je nach Wirkstoff in zum Teil sehr unterschiedlichem Ausmaß. Alle nicht aufgenommenen oder nicht metabolisierten Wirkstoffe sowie alle Metabolite gelangen durch menschliche Ausscheidungen, Körper-oder Kleidungswäsche zum größten Teil ins Abwasser. Durch eine nicht sachgerechte Entsorgung von Altarzneimitteln über die Toilette oder den Ausguss erreichen Arzneimittel (Wirk-und Hilfsstoffe) ebenfalls das Abwasser und werden dann auch als Arzneimittelrückstände bezeichnet. Aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften werden die Arzneimittelrückstände oft nur unzureichend durch die Verfahren der konventionellen Abwasserreinigung aus dem Abwasser entfernt. Durch Einleitung des nach heutigem Standard geklärten Abwassers in die Gewässer gelangen diese Stoffe daher in die Umwelt.

In den Oberflächengewässern und im Grundwasser sowie im daraus gewonnenen Trinkwasser sind Arzneimittelrückstände mit moderner Analytik in sehr geringen Konzentrationen messbar. Toxikologische Wirkungen auf Mensch und Umwelt werden für einzelne Stoffe vermutet bzw. wurden teilweise nachgewiesen. Aus diesen Gründen rücken Arzneimittelrückstände im Wasser zusehends in das Blickfeld der Öffentlichkeit.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasser und Abfall 03 2017 (März 2017)
Seiten: 6
Preis: € 10,90
Autor: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Johannes Pinnekamp
Dr.-Ing. Laurence Palmowski
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Verfassungsrechtliche Erfordernisse der Biodiversitätssicherung nach der Klimaschutzentscheidung des BVerfG
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2024)
Angesichts von drei miteinander verflochtenen tiefgreifenden Umweltkrisen - der Klimakrise, der Biodiversitätskrise und der weiterhin bestehenden Krise der Umweltverschmutzung - wird nach wirksamen politischen Ansätzen gesucht, den Problemen zu begegnen. In globaler Perspektive am ambitioniertesten - weil allumfassend - ist bislang die Transformationsstrategie des 'EuropeanGreenDeal' der EU-Kommission,1 die allerdings selbst in Schwierigkeiten geraten ist, sichtbar etwa in Kompromissen bei der Luftreinhaltepolitik, dem Zögern in der Weiterentwicklung der Chemikalienpolitik oder der Anerkennung fragwürdiger Risikotechnologien, wie etwa der Atomenergie, als Nachhaltigkeitsinvestition im Rahmen der EU-Taxonomie-Verordnung.

Möglichkeiten und Grenzen der Verfahrensbeschleunigung in Krisenzeiten durch Einschnitte bei UVP und SUP
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2024)
Dass Planungs- und Genehmigungsverfahren in Deutschland zu lange dauern, ist kein Geheimnis. Auch Jahrzehnte nach der Einleitung noch nicht abgeschlossene Großprojekte sind eher die Regel als die Ausnahme. Insbesondere die Klimakrise und die durch den Angriffskrieg der Russischen Föderation auf die Ukraine ausgelöste Energieversorgungskrise erfordern eine möglichst rasche Planung, Genehmigung und Umsetzung der benötigten Energieinfrastrukturvorhaben.

Meeresschutz und Klimawandel
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2024)
Zum Gutachten des Internationalen Seegerichtshofs im Fall 'Climate Change and International Law'