Entsorgung von HBCD-haltigen Dämmstoffen

Wohin mit Dach- und Gebäudedämmung aus Styropor, nachdem sie ausgedient hat? Eine Beantwortung dieser Frage führte ab Spätsommer 2016 zu Problemen, wenn die Dämmstoffe mit dem Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD) behandelt wurden. Denn infolge einer geänderten abfallrechtlichen Einstufung als gefährlicher Abfall konnten Betroffene, die HBCD-haltige Dämmplatten abgeben wollten, plötzlich nicht mehr die gewohnten Entsorgungswege nutzen. Ein akuter Entsorgungsnotstand zeichnete sich ab und der Gesetzgeber ruderte zurück - zumindest teilweise. Bis 31.12.2017 ist die Einstufung als gefährlicher Abfall vorübergehend ausgesetzt. Bis dahin sind jene Rechtsfragen zu lösen, die in den zurückliegenden Monaten rund um die Entsorgung von HBCD-haltigen Dämmplatten für Unsicherheit gesorgt haben.

Bis zum Spätsommer 2016 konnten Wärmedämmstoffe zusammen mit anderem Abfall in nahezu jeder deutschen Müllverbrennungsanlage, also meist ortsnah, verbrannt werden - und zwar als ungefährlicher Abfall. Bereits vor einiger Zeit wurden jedoch rechtliche Änderungen vorgenommen, die dann zum Stichtag des 30.9.2016 jene neue Rechtslage bewirkten, durch die HBCD-haltige Dämmstoffe als gefährlicher Abfall i.S.v. § 3 Abs. 5 S. 1 KrWG und damit als 'Sondermüll' galten. Weil Dämmstoffe zur Anwendung im Bausektor flammgeschützt sein müssen, wurde Dämmstoffen aus expandiertem Polystyrol (EPS)/Styropor in der Vergangenheit regelmäßig das bromierte Flammschutzmittel HBCD beigegeben, das gute flammhemmende Eigenschaften besitzt und langlebig ist. Im Jahr 2013 wurde HBCD allerdings wegen seiner negativen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit völkerrechtlich durch die Vertragsparteien des Stockholmer Übereinkommens als sog. Persistant Organic Pollutant (kurz: POP) eingestuft. Als persistente organische Schadstoffe (dt.) werden organische Chemikalien bezeichnet, die bestimmte Eigenschaften aufweisen, u.a. Langlebigkeit (Persistenz), Anreicherung in der Nahrungskette und hohe Giftigkeit für Mensch und Tier. Hierzu gehören u.a. Dioxine, Furane und organische Chlorverbindungen (PCB).



Copyright: © Lexxion Verlagsgesellschaft mbH
Quelle: Heft 02 - 2017 (März 2017)
Seiten: 9
Preis: € 32,00
Autor: Moritz Grunow
EMLE Gregor Alexander Franßen
 
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