Elektrohydraulische Zerkleinerung: Innovative Methode zum Recycling galvanisierter Kunststoffe

Das hochwertige Recycling von galvanisierten Thermoplasten setzt eine
möglichst vollständige Entfernung der Metallschichten voraus, um das Grundmaterial wieder für den Spritzguss aufbereiten zu können. Als innovative Methode wurde hierfür die elektrohydraulische Zerkleinerung (EHZ) eingesetzt, die auf einem rein mechanisch-physikalischem Prinzip beruht. Als Versuchsmaterial wurden Stücke von galvanisch verchromten Zierleisten aus dem Automobilbereich verwendet. In dem durchgeführten Versuch wurde neben dem Ablöseverhalten der Metallschichten auch der Energieverbrauch betrachtet. Als wesentliches Qualitätsmerkmal wurden schließlich die Restmetallgehalte des entschichteten Materials quantitativ analysiert. Es zeigte sich, dass ein sehr gutes Ergebnis bereits nach einer Behandlungsdauer von wenigen Minuten erreicht wird. Am Ende des Versuchs betrug der Restmetallgehalt deutlich unter 1.000 mg/kg bei einem spezifischen Energieverbrauch von ca. 2,5 kWh/kg. Somit eignet sich das entschichtete Material für eine Regranulierung und den Wiedereinsatz im Spritzguss.

Galvanisierte Thermoplaste wie z.B. verchromtes ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol), ABS-PC (Polycarbonat) oder PA (Polyamid) verbinden die Vorteile von Kunststoffen (geringe Dichte, endkonturnahe Fertigung durch Spritzgießen, niedriger Preis etc.) mit denen von Metallen (Optik, Haptik, elektrische Leitfähigkeit, Verschleißfestigkeit etc.). Sie finden breite Anwendung im Automobilbereich, aber auch in anderen Branchen wie Elektrotechnik, Haushalt und Sanitär. Der typische Aufbau einer dekorativen Verchromung auf einem thermoplastischen Bauteil beginnt mit einer Kupferschicht (20-25 μm), gefolgt von einer Nickelschicht (5-10 μm) und schließich der eigentlichen Chromschicht mit einer Dicke von lediglich etwa 0,5 μm. Sollen Produktions- oder auch Konsumabfälle einem hochwertigen Recycling zugeführt werden, müssen diese Metallschichten möglichst vollständig von dem Grundwerkstoff abgetrennt werden. Für eine direkte Wiederverwendung im Spritzguss und eine erneute Galvanisierung ist eine Reinheit der Thermoplaste von > 99 % erforderlich. Die hier vorgestellte Methode der elektrohydraulischen Zerkleinerung (EHZ) erlaubt ein großflächiges Ablösen der Metallschichten auf einem rein mechanisch-physikalischen Weg ohne Einsatz von Lösungsmitteln oder Säuren. Das Ergebnis ist ein Thermoplast hoher Reinheit, der regranuliert und spritzgegossen werden kann.



Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Recy & Depotech 2016 (November 2016)
Seiten: 4
Preis: € 2,00
Autor: Dr.-Ing. Thorsten Hartfeil
Dr.-Ing. Sven Grieger
Dr. Katrin Bokelmann
Jens Herdegen
Anna-Lisa Bachmann
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Verfassungsrechtliche Erfordernisse der Biodiversitätssicherung nach der Klimaschutzentscheidung des BVerfG
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2024)
Angesichts von drei miteinander verflochtenen tiefgreifenden Umweltkrisen - der Klimakrise, der Biodiversitätskrise und der weiterhin bestehenden Krise der Umweltverschmutzung - wird nach wirksamen politischen Ansätzen gesucht, den Problemen zu begegnen. In globaler Perspektive am ambitioniertesten - weil allumfassend - ist bislang die Transformationsstrategie des 'EuropeanGreenDeal' der EU-Kommission,1 die allerdings selbst in Schwierigkeiten geraten ist, sichtbar etwa in Kompromissen bei der Luftreinhaltepolitik, dem Zögern in der Weiterentwicklung der Chemikalienpolitik oder der Anerkennung fragwürdiger Risikotechnologien, wie etwa der Atomenergie, als Nachhaltigkeitsinvestition im Rahmen der EU-Taxonomie-Verordnung.

Möglichkeiten und Grenzen der Verfahrensbeschleunigung in Krisenzeiten durch Einschnitte bei UVP und SUP
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2024)
Dass Planungs- und Genehmigungsverfahren in Deutschland zu lange dauern, ist kein Geheimnis. Auch Jahrzehnte nach der Einleitung noch nicht abgeschlossene Großprojekte sind eher die Regel als die Ausnahme. Insbesondere die Klimakrise und die durch den Angriffskrieg der Russischen Föderation auf die Ukraine ausgelöste Energieversorgungskrise erfordern eine möglichst rasche Planung, Genehmigung und Umsetzung der benötigten Energieinfrastrukturvorhaben.

Meeresschutz und Klimawandel
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2024)
Zum Gutachten des Internationalen Seegerichtshofs im Fall 'Climate Change and International Law'