Ursachen mikrobiologischer Befunde im Trinkwasser interpretieren und identifizieren

Im Ergebnis mehrerer vom DVGW-Technologiezentrum Wasser (TZW)bearbeiteter DVGW-Forschungsprojekte sowie durch Untersuchungen bei Wasserversorungsunternehmen wurden sowohl neue Prozessvorstellungen zum Verhalten von hygienisch relevanten Bakterien im Trinkwasser als auch Ansätze zum Auffinden der Befundursache entwickelt. Im vorliegenden Beitrag werden neuere Kenntnisse zu coliformen Bakterien, Enterokokken und Pseudomonas aeruginosa zusammengefasst sowie innovative Ansätze zur Identifizierung von Kontaminationspunkten dargestellt.

Coliforme Bakterien sind eine durch das angewendete Nachweisverfahren definierte Gruppe der Enterobakterien. Seit dem Jahr 2003 werden Nachweisverfahren eingesetzt, die vermehrt Bakterien erfassen, die als primäre Umweltorganismen angesehen werden.

Der Nachweis von coliformen Bakterien im Trinkwasser ist ursächlich immer auf einen Eintrag von außen zurückzuführen. Solange der Eintrag von coliformen Bakterien vorliegt, sind diese im Wasserkörper und im Biofilm auf den inneren Oberflächen des Trinkwassersystems nachweisbar. Ist kein weiterer Eintrag mehr gegeben, geht die Anzahl der Bakterien auch auf den Oberflächen innerhalb kurzer Zeit zurück. Coliforme Bakterien können sich weder im Wasserköper noch im Biofilm vermehren, sofern von den Materialien keine Nährstoffe abgegeben werden. Ursache ist der Konkurrenzeffekt mit den natürlichen Trinkwasserbakterien, die an die Bedingungen im Trinkwasser besser adaptiert sind.

Ein Habitat für coliforme Bakterien im Trinkwassersystem stellen Eisen- und Manganablagerungen dar. Diese können sich in Rohrleitungen und Behältern durch Eintrag mit dem Trinkwasser und Korrosion bilden. Ursächlich für die Ansiedlung coliformer Bakterien sind ein hoher Gehalt an anorganischen und organischen Nährstoffen sowie sauerstoffarme Bedingungen, bei denen ein Wachstumsvorteil gegenüber den natürlichen Bakterien gegeben ist. Durch eine Vermehrung coliformer Bakterien in Ablagerungen können Befunde im Wasserkörper verursacht werden. Wesentlicher Aspekt für das Wachstum ist neben den genannten Faktoren die Wassertemperatur, da diese die Vermehrungsgeschwindigkeit beeinflusst.



Copyright: © wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH
Quelle: Heft 10 - 2016 (Oktober 2016)
Seiten: 7
Preis: € 7,00
Autor: Dr. rer. nat. Andreas Korth
Dr. rer. nat. Heike Petzoldt
Dr.-Ing. Burkhard Wricke
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Bedeutung und Grenzen der Produktverantwortung für den Klimaschutz
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2024)
Klimaschutz prägt das Kreislaufwirtschafts- und Abfallrecht durchgehend. Er spielt etwa eine mehrfache Rolle bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen.1 Umgekehrt hat die Kreislaufwirtschaft eine sehr bedeutsame Rolle für den Klimaschutz. Das BVerfG spricht in seinem Klimabeschluss eigens die Änderung von Produktionsverfahren zur Klimaneutralität an: Der Gesetzgeber muss u.a. frühzeitig aufzeigen, welche Produkte erheblich umzugestalten sind. Zwar hat er dabei eine weitgehende Gestaltungsfreiheit. Jedoch ist eine Politik zu entwickeln, die insgesamt die selbst gesetzten Klimaziele zu erreichen verspricht.

Pumpspeicher - Besser als ihr Ruf?
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (4/2024)
Gemäß der Taxonomie-Verordnung müssen Pumpspeicher als einzige Energiespeichertechnologie nachweisen, dass ihre Treibhausgasemissionen während ihres Lebenszyklus geringer als 100 g CO2 pro kWh sind. Nachfolgend werden Lebenszyklusanalysen eines Pumpspeichers, einer Batterie sowie eines Wasserstoffspeichers durchgeführt und miteinander verglichen. Darüber hinaus wird auf den zukünftigen Rohstoffbedarf sowie geo-, ressourcen- und industriepolitische Herausforderungen durch die neuen Energiespeichertechnologien hingewiesen.

Erfahrungen bei der Beratung von Vergärungs- und Kompostierungsanlagen
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2024)
Die Verwendung von Biogut- und Grüngutkompost ist eine Möglichkeit, Nährstoffdefizite im Ökolandbau zu vermeiden sowie die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und sogar zu steigern.