Die letzten wichtigen Meldungen zum Thema erfolgreiche Großprojekte könnten unterschiedlicher nicht sein. In ihrem Artikel zur 'Malevolent Hiding Hand' beschreiben Flyvbjerg und Sunstein, dass die meisten Großprojekte scheitern - unabhängig davon ob sie privat oder öffentlich durchgeführt würden, dass Projektrisiken systematisch unterschätzt und die Möglichkeiten des Gegensteuerns sowie zukünftig generierte Einnahmen systematisch überschätzt würden. Andererseits wurde das Milliardenprojekt Gotthard-Basistunnel am 20.06.2016 feierlich in Budget und ein Jahr früher als geplant eröffnet. Was macht nun also ein gutes Projekt aus und wie können gute Projekte noch besser gemacht werden?
Flughafen Berlin-Brandenburg, Elbphilharmonie, Stuttgart 21 - Schlagwörter, die bei deutschen Mitbürgern zumeist für gereizte Stimmung sorgen und im Ausland für ein argwöhnisches Lächeln. Es scheint, als sei man in Deutschland nicht in der Lage, große (Infrastruktur) Projekte vernünftig zu planen und durchzuführen. Als Positivbeispiele werden zumeist die Olympischen Spiele von London, der Ausbau der Madrider Metro oder auch das Milliardenprojekt Gotthard-Basistunnel aufgeführt, der am 20.06.2016 in Budget und ein Jahr früher als geplant eröffnet wurde. Aber auch in Deutschland können Erfolge verbucht werden: So wurde die AVUS in Berlin 11 Monate eher und um über 3 Mio. € günstiger fertiggestellt.
Großprojekte verfügen zumeist über Budgets, welche die einzelnen Jahresumsätze im Kerngeschäft der Beteiligten übersteigen und beanspruchen zudem über eine lange Zeitdauer einen großen Anteil der verfügbaren Kapazitäten. Dies stellt ein erhebliches wirtschaftliches Risiko für die Beteiligten dar, ihr Scheitern kann die Unternehmensexistenz bedrohen. Eine weitere Schwierigkeit liegt dabei oft in den vielen Mitwirkenden und den sich daraus ergebenden Schnittstellen begründet.
Es stellt sich nun die Frage, was erfolgreiche von erfolglosen Großprojekten unterscheidet. Womöglich gibt es wesentliche Faktoren, die entscheidend für den Projekterfolg sind. Fichtner, ein weltweit in der Ver- und Entsorgungswirtschaft tätiges Ingenieur- und Beratungsunternehmen und selbst mit der Planung bzw. Begleitung von Großprojekten von aktuell über 85 Mrd. € beteiligt, hat Erfolgsfaktoren von großen Infrastrukturprojekten untersucht. Hierfür wurde eine Markt- und Literaturrecherche durchgeführt. Zudem wurden Projektmanagement-Experten von Infrastrukturprojekten interviewt und auf diese Weise Erfolgsfaktoren für Großprojekte identifiziert. Grundsätzlich muss sich ein Projekt anhand der Erfolgskriterien Kosten, Zeit und Qualität messen lassen. Die Kriterien dieses sogenannten magischen Zieldreiecks des Projektmanagements stehen im Zielkonflikt miteinander und müssen fortwährend beobachtet, kontrolliert und gesteuert werden. Erfolgsfaktoren sind Voraussetzungen und Einflussgrößen, welche langfristig verhelfen, den Projekterfolg unter Einhaltung von Kosten, Zeit und Qualität sicherzustellen.
Die identifizierten Erfolgsfaktoren lassen sich einer oder mehreren Projektphasen zuordnen bzw. sind, wenn sie Menschen und Methoden betreffen, projektumfassend relevant. Da jedoch mit fortschreitenden Projektphasen der Erkenntnisgewinn größer und der Spielraum für Veränderungen kleiner wird, sind die Erfolgsfaktoren vor allem zu Beginn des Projektes anzutreffen.
Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
Quelle: | Wasserwirtschaft 10/2016 (Oktober 2016) |
Seiten: | 6 |
Preis: | € 10,90 |
Autor: | Dr. rer. pol. Dipl.-Kfm. Bernd Gagsch Jutta Schüle |
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