Hydraulische Infrastrukturanlagen und insbesondere Talsperren sowie Speicher sind seit jeher die Grundlage für die wirtschaftliche Gesundheit sowie die soziale Wohlfahrt einer jeden Gesellschaft. Sie werden im Hinblick auf den Klimawandel noch eine bedeutendere Rolle spielen sowohl zur Verminderung möglicher Auswirkungen als auch zu ihrer Bewältigung. Ein Hauptproblem in diesem Jahrhundert wird es sein, die Menschheit mit umweltfreundlicher, erneuerbarer Energie sowie mit Wasser in ausreichender Qualität und Quantität zu versorgen, für einen erfolgreichen Kampf gegen Hunger, Armut und Krankheit.
Wer auf die Börsen blickt, könnte den Eindruck bekommen, dass die Weltwirtschaft vorwiegend durch finanzielle Spekulationen angetrieben wird. Es sollte aber nicht vergessen werden, dass eine gesunde Weltwirtschaft vor allem von Investitionen in den Erhalt von bestehenden und in den Bau von neuen Infrastrukturanlagen abhängt. Dabei spielen hydraulische Bauwerke und Wasserinfrastrukturanlagen eine besonders wichtige Rolle. Seit mehreren Tausend Jahren hat die Menschheit Techniken entwickelt und perfektioniert, welche es erlauben, Wasser zu nutzen oder sich davor zu schützen. Zum Nutzwasserbau zählt man die Wasserversorgung, die Bewässerung, die Wasserkraft sowie die Schifffahrt. Unter den Schutzwasserbau fallen gemeinhin die Abwasserentsorgung, die Entwässerung, der Hochwasserschutz sowie der Erosionsschutz. Dabei haben Talsperren und die zugehörigen Stauseen eine Schlüsselstellung inne, sowohl im Nutz- wie auch im Schutzwasserbau. Die Geschichte lehrt uns dabei, dass die wirtschaftliche Gesundheit sowie die soziale Wohlfahrt jeder Gesellschaft immer sehr stark mit dem Grad der Entwicklung der hydraulischen Infrastrukturanlagen und insbesondere der Talsperren und Speicher verknüpft waren.
Ein eindrückliches Beispiel ist die Talsperre Marib in Yemen. Der Bau des 20 m hohen und 700 m langen Erdschüttdammes wurde im Jahre 519 v. Chr. unter dem Königreich von Saba begonnen. Dadurch wurde ein Stausee mit einem Speichervolumen von 30 Mio. m³ geschaffen, welcher es erlaubte rund 15 % des jährlichen Zuflusses in der Regenzeit zurückzuhalten. Der Damm und der Speicher waren die wirtschaftliche Grundlage für den Erfolg des Königreiches, da dank ihnen mehr als 110 km² Landwirtschaftsflächen bewässert werden konnten. Neben Nahrungsmittel wurden auch Gewürze und Duftstoffe, insbesondere Weihrauch und Myrrhe, produziert, welche zu einem blühenden Handel in der Region von Südarabien bis zum Mittelmeer und somit zum Wohlstand des Königreiches von Saba beitrugen. Der Staudamm mit seinen eindrücklichen Bewässerungsanlagen mit Kanälen und Stollen garantierte die Vorherrschaft des Königreiches und die Lebensgrundlage in der Wüste um die Stadt Ma‘rib im antiken Südarabien während nahezu 1 300 Jahren. Der Staudamm galt als das größte technische Bauwerk der Antike. Dank gutem Unterhalt konnten mehrere große Hochwasser erfolgreich überstanden und die Schäden immer wieder ausgebessert werden. Als der Damm schlussendlich um die Jahre 570 nach Chr. vollständig brach, vermutlich wegen vernachlässigtem Unterhalt und einem Extremhochwasser, fiel auch die blühende Wirtschaft in der Region zusammen und mehr als 50 000 Personen mussten die Region verlassen, da das Kulturland schnell versteppte und Ma‘rib endgültig aufgegeben wurde.
| Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
| Quelle: | Wasserwirtschaft 06/2016 (Juni 2016) |
| Seiten: | 4 |
| Preis: | € 10,90 |
| Autor: | Prof. Dr. Dipl.-Ing. Anton Schleiss |
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