Im Ergebnis der langjährigen Produktionstätigkeit von Betrieben der chemischen Industrie in Bitterfeld-Wolfen sind großflächige Umweltbelastungen mit erheblichen Langzeitwirkungen entstanden. So fand unter anderem von 1963 - 1982 die Produktion von Lindan (Insektizid) statt. Das dabei entstandene Abfallprodukt β-HCH wurde damals über das Spittelwasser in den Fluss Mulde abgeleitet, so dass es in Folge von Überschwemmungen des Auengebietes der Mulde stromabwärts von Bitterfeld zu einer Kontamination dieser Flächen mit schadstoffbelasteten Flusssedimenten kam. Ab 1994 wurden die kontaminierten Flächen für eine lebensmittelrelevante Nutzung durch die Gefahrenabwehrverordnung des LK Bitterfeld gesperrt.
Die Flächen wurden seit Feststellung der Kontaminationen entweder belassen (Sukzessionsflächen) bzw. über gesonderte Programme zum Schutz der Landschaft oder Natur gemäht und anschließend gemulcht. Eine Entsorgung der kontaminierten Gräser schied aus Kostengründen aus. Entsprechend der Anforderungen des Hochwasserschutzes und an FFH-Gebiete sind diese Teillösungen längerfristig nicht haltbar, so dass nach Lösungen für eine geregelte Pflege/ Bewirtschaftung dieser Flächen gesucht wird. Dabei wäre eine Verwertbarkeit des HCH kontaminierten Grünschnitts aus den Überschwemmungsflächen der Muldeaue eine besonders effektive Lösung.
Im Auftrag der LAF Sachsen-Anhalt führte die GICON GmbH im Rahmen eines Testprogramms Untersuchungen zur Bergung, Silierung und Verwertung von Grasaufwuchs aus HCH-kontaminierten Flächen der Muldeaue bei Dessau und Bitterfeld durch.
Eine Möglichkeit kann in der Verwertung der belasteten Gräser als Energiepflanze gesehen werden, wobei der enthaltene Schadstoff HCH drastisch reduziert bzw. abgebaut werden muss.
Die Zielstellung der durchzuführenden Untersuchungen bestand in der Überprüfung der bisher im Labormaßstab erzielten Reduzierung von Beta-HCH im großtechnischen Maßstab. Dabei war insbesondere zu prüfen, ob die bisher festgestellte Beta-HCH-Reduzierung auf mikrobiellen Abbau oder auf eine Akkumulation in den Gärresten und Schlammrückständen bzw. eine Verdünnung zurückzuführen ist. Weiterhin waren im Vorhaben die erzielbaren Gasausbeuten für die geernteten aber nicht landwirtschaftlich kultivierten Gräser im industriellen Maßstab zu prognostizieren bzw. zu ermitteln.
Copyright: | © TU Dresden - Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft |
Quelle: | 9. Biogastagung: Anaerobe Biologische Abfallbehandlung (September 2013) |
Seiten: | 6 |
Preis: | € 0,00 |
Autor: | Prof. Dr.-Ing. habil. Jochen Großmann Dipl.-Ing. Sebastian Otto |
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