Mit der einsatzstoffbezogenen Vergütung, wie sie im EEG 2012 eingeführt wurde, werden eine Vielzahl organischer Reststoffe für Biogasanlagen zugänglich, die nicht ausdrücklich als Abfallvergärungsanlagen zugelassen sind. Dazu gehören auch Reststoffe aus der Zitruspektinherstellung.
Bei der industriellen Herstellung von Pektin aus Schalen von Zitrusfrüchten werden die Schalen zunächst einer sauren Extraktion unterzogen, anschließend wird der Extrakt neutralisiert, mit Fällungs- und Filtrationshilfsmitteln versetzt und die feste Phase z.B. mit Bandfilterpressen abgetrennt. Für die abgetrennten Feststoffe haben sich diverse Entsorgungswege, von der Verwendung als Einstreu in der Tierhaltung bis zur Trocknung und anschließender thermischer Verwertung, etabliert. Aus der flüssigen Phase wird das Rohpektin anschließend mit Alkoholen ausgefällt und der flüssige Rückstand eingedampft. Das zähflüssige Restprodukt wird aufgrund seiner Ähnlichkeit mit dem Nebenprodukt der Zuckerherstellung auch als Melasse bezeichnet. Je kg Zitrusschalen fällt aufgrund der in den Produktionsprozess eingebrachten Hilfsstoffe auch etwa 1 kg Melasse als Reststoff an.
Ein möglicher Verwertungsweg für diese Melasse ist die Mitvergärung in Abfallvergärungsanlagen. Durchgeführte Biogasertragstests nach VDI 4630 haben bei einem Anteil organischer Trockensubstanz (oTS) von ca. 32 % der Frischmasse (FM) bzw. 63 % der Trockenmasse (TM) ein spezifisches Biogaspotenzial von 340 l(N)/kgoTS bzw. ein spezifisches Methanpotenzial von 155 l(N))/kgoTS ergeben. Die Analyse der Inhaltsstoffe zeigt, als Auffälligkeiten vergleichsweise hohe N-Gehalte sowie einen hohen Anteil an N-freien Extrakten (NfE, Summenparameter für lösliche Zucker, aber auch Restpektin). Insbesondere der hohe Anteil an NfE auf lässt eine leichte Abbaubarkeit im Biogasprozess schließen.
Bei einigen Abfallvergärungsanlagen, die Melasse als Kosubstrat einsetzten, traten Prozessstörungen auf, die durch sinkende Biogasproduktivität, ansteigendes Essigsäureäquivalent (als FOS) und niedrige Methankonzentrationen im Biogas gekennzeichnet waren. Ein ursächlicher Zusammenhang zu dem Einsatz der Melasse konnte jedoch aufgrund betrieblicher Zusammenhänge, wie z.B. der zeitlich stark schwankenden Substratzusammensetzung, nicht zweifelsfrei hergestellt werden. Um eine von der Melasse ausgehende akute Hemmwirkung auf den Biogasprozess zu prüfen und ggf. konkrete Einsatzempfehlungen geben zu können, wurden die im Folgenden beschriebenen Untersuchungen durchgeführt.
| Copyright: | © TU Dresden - Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft |
| Quelle: | 9. Biogastagung: Anaerobe Biologische Abfallbehandlung (September 2013) |
| Seiten: | 10 |
| Preis: | € 0,00 |
| Autor: | Dipl.-Ing. Nils Engler Prof. Dr. Michael Nelles Prof. Dr.-Ing. Frank Scholwin |
| Artikel nach Login kostenfrei anzeigen | |
| Artikel weiterempfehlen | |
| Artikel nach Login kommentieren | |
Wasserwiederverwendung für landwirtschaftliche und urbane Zwecke in Deutschland
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (11/2025)
Wasserwiederverwendung trägt zur Entlastung natürlicher Wasserressourcen bei. Die seit 2023 gültigen EU-Mindestanforderungen an Wasserwiederverwendung werden derzeit in deutsches Wasserrecht integriert. Das im Juli 2025 erschienene Merkblatt DWA-M 1200 erleichtert die praktische Umsetzung von Wasserwiederverwendung in Deutschland.
Wasserbau 2.0 - Biodiversität im Fokus
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (11/2025)
Innovative Betonsteine als Ersatz für natürliche Wasserbausteine können Vorteile beim ökologischen Fußabdruck, beim Bau, bei der Besiedlungsfähigkeit und sogar bei der Wiederverwendung bieten. Dargestellt werden die Entwicklung und mögliche Einsatzgebiete.
Talsperren - Essenziell fuer die Minderung der Klimawandelfolgen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Die Bedeutung von Talsperren und Wasserspeichern wird in diesem Beitrag im Kontext des Klimawandels und der steigenden globalen Wassernachfrage betrachtet. Die Diskrepanz zwischen Wassernachfrage und verfügbarer Speicherkapazität wächst aufgrund von Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Rückgang der Süßwasservorräte. Viele große Talsperren weltweit sind über 50 Jahre alt, was zum Teil Bedenken hinsichtlich ihrer Standsicherheit und Verlandung des Stauseevolumens aufwirft. Die Verlandung ist ein weltweit zunehmendes Problem. Ohne nachhaltige Maßnahmen werden bis 2050 viele Stauseen im Mittel bis zu 50 % verlandet sein. Eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung und Maßnahmen zur Minderung der Stauraumverlandung angesichts eines wachsenden globalen Wasserspeicherbedarfs sind unabdingbar.