Sedimente in der Rummelsburger Bucht (Berlin) - Belastungszustand und Dynamik

Die Sedimente der Rummelsburger Bucht, eines Altarms der Spree im Zentrum Berlins, weisen historisch bedingt eine hohe Schadstoffbelastung auf. Um das von ihnen ausgehende Risiko bewerten zu können, ist eine Untersuchung der Strömungs- und Sedimentdynamik inklusive der Sedimentationsraten notwendig sowie eine flächenhafte Aufnahme der gegenwärtigen Belastung und ihrer ökotoxikologischen Wirkung. Das Forschungsprojekt 'RuBuS' schafft mit der Untersuchung der aktuellen Bedingungen die Datenbasis zur Ableitung zukünftiger Handlungsmaßnahmen.

Die Rummelsburger Bucht ist ein Altarm der Spree im Zentrum Berlins. Sie hat eine Fläche von mehr als 450 000 m², eine Länge von 1,6 km, eine mittlere Tiefe von 2,5 m und eine maximale Tiefe von ca. 4,5 m. Während der industri­ellen Entwicklung siedelten sich zahlreiche Betriebe in der Nähe der Bucht an, darunter eine Glashütte, Asphaltfabriken, eine Brauerei, eine Bleifabrik und chemi­sche Industrie. Über etwa ein Jahrhundert wurden unbehandelte industrielle und kommunale Abwässer in das Gewässer geleitet, wodurch sich die Qualität des Wassers und der Sedimente drastisch ver­schlechterte. Frühere Studien zeigten, dass die Sedimente mit Schwermetallen sowie organischen Schadstoffen hoch belastet sind und die biologische Artenvielfalt sehr gering ist. Seit den 1990er-Jah­ren entwickelten sich die Bucht zu einem beliebten Freizeit-und Erholungsgebiet mit zahlreichen Wohnquartieren. Diese Nutzungsänderung sowie die Forderun­gen der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) erforderte Maßnahmen zur Verbesserung des Zustandes der Bucht. Zu den seit 1999 durchgeführten Maßnahmen gehörten eine flächenhafte Munitionssuche und -bergung, der Bau einer Spundwand, eine Teilentschlammung, die Installation einer Destratifikationsanlage sowie eine Sedi­mentkonditionierung mit Eisenhydroxid und Kalziumnitrat. Erste Sedimentanaly­sen zehn Jahre nach der Durchführung der Sanierungsmaßnahmen zeigen ein weiter­hin hohes Belastungsniveau an. Um das von den Sedimenten ausgehende Risi­ko bewerten zu können, ist eine flächen­hafte Aufnahme der Belastungssituation unerlässlich. Die Sedimente sind von gro­ßer Bedeutung für den Haushalt von Nähr-und Schadstoffen in aquatischen Systemen, da über die physikalische und chemische Remobilisierung sowie die Bioverfügbar­keit von schädlichen Verbindungen toxi­sche Effekte von ihnen ausgehen können. Daher nehmen die Sedimente, deren Be­lastung, Resuspension und ihre räumliche und zeitliche Verteilung, eine Schlüsselrol­le bei der Risikobewertung ein. Vor diesem Hintergrund wurde 2013 das Forschungs­projekt 'RuBuS' begonnen, welches einen integrierten Untersuchungsansatz verfolgt und die Hydraulik, die Sedimentdynamik und die Belastungen einschließlich der Randbedingungen wie Wetter und Motor­bootaktivitäten berücksichtigt.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft 12/2015 (Dezember 2015)
Seiten: 7
Preis: € 10,90
Autor: Dr. Jens Bölscher
Prof. Dr. Achim Schulte
Prof. Dr. mult. Dr. h. c. Konstantin Terytze
Dipl.-Geogr. Michaela Dumm
M. Sc. René Suthfeldt
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Erfahrungen mit der Sicherheitstechnik/dem Explosionsschutz bei Vergärungs-/Biogasanlagen
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (12/2024)
Nach wie vor kommt es an Vergärungs- und Biogasanlagen zu Unfällen infolge von Explosionen, Bränden und Vergiftungen/Erstickungen, Abstürzen häufig auch mit erheblichen Personenschäden. Auf der anderen Seite wurden in den letzten Jahren eine Vielzahl von Rechtsnormen und von Regelwerken, Technischen Regeln sowie Merkblättern zum Thema Sicherheitstechnik veröffentlicht.

Biogene Abfälle und Reststoffe - Kohlenstoffquelle, Bioenergie und negative Emissionen
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (12/2024)
Deutschlands Ziel ist es, bis 2045 klimaneutral zu werden. Eine der Grundvoraussetzungen hierfür ist, den Material- und Energieverbrauch erheblich nachhaltiger aufzustellen, denn die angestrebte Klimaneutralität beinhaltet zwei wesentliche Standbeine: Zum einen die Umstellung der Energieversorgung vollständig auf Erneuerbare Energien (EE).

Materialeffizienz und Umweltauswirkungen der Kunststoffverpackungsabfallwirtschaft in Deutschland
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (12/2024)
Im vorliegenden Beitrag werden die Ergebnisse einer umfassenden Bewertung des Bewirtschaftungssystems für Kunststoffverpackungsabfälle in Deutschland in Bezug auf Materialflüsse, Materialeffizienz und Umweltauswirkungen dargestellt und auf dieser Grundlage Herausforderungen und Optimierungsstrategien für die aktuelle und zukünftige Bewirtschaftung von Kunststoffverpackungsabfällen diskutiert.