Erfolge der ökologischen Sanierung eines kleinen Fließgewässers im mittleren Mecklenburg

In den Jahren 2005 und 2006 wurde ein etwa 2,4 km langer Abschnitt der Nebel bei Hoppenrade ökologisch saniert. Das neue Gewässer weist weitestgehend naturnahe Fließgewässer- und Niederungsstrukturen auf. In der Folgezeit hat es sich zu einem typspezifischen Gewässer entwickelt. Ausgewählte Ergebnisse der Beobachtung seiner Entwicklung werden vorgestellt.

Die Nebel ist eines der natürlichsten und strukturell vielfältigsten Gewässer Meck­lenburg-Vorpommerns. Unterschiedliche Fließgewässerausprägungen wechseln auf kurzen Strecken, zahlreiche geschützte und gefährdete Arten gehören zu einer zumeist typspezifischen Biozönose. Das zeigt sich u. a. am Artenreichtum der un­terschiedlichen Lebensräume. So konnten 23 Fisch- und Rundmaularten nachgewiesen werden, darunter Bachforelle, Hecht und Quappe. Selbst europäisch geschützte Arten, wie Steinbeißer und Bauchneunauge, kommen noch regel­mäßig vor (vgl. Anhang II der FFH-Richt­linie). Daneben lassen sich viele Refe­renzbiozönosen bei den Wasserwirbello­sen und Niederungsartengruppen belegen. Zudem werden in ver­schiedenen Bereichen der Nebel die z. T. hochgradig geschützten Taxa der Windel­schnecken (u. a. Vertigo moulinsiana) und Bachmuscheln (u. a. Unio crassus) in reproduzierenden Beständen gefunden.

 Jedoch wurde auch die Nebel in der Vergangenheit streckenweise durch den Menschen überformt. Im Bereich bei Hop­penrade war bereits Anfang des vorigen Jahrtausends eine einfache Mühle vorhan­den, die wahrscheinlich dem Mahlen von Getreide gedient hatte. Die erste kartogra­phisch dokumentierte Umverlegung des Laufes fand im zwanzigsten Jahrhundert statt. Zu Kriegszeiten sollte Strom durch Wasserkraft gewonnen werden, wozu ein bestimmtes Gefälle erforderlich war. Die­ses und die Anlage eines Reservoirs konn­ten nahe einer Bahnstrecke realisiert wer­den. Später traten Aspekte der Komplex­melioration eines vermoorten Grünlandes in den Vordergrund und die Nebel wurde zwischen ihrem ursprünglichen und dem an der Bahnstrecke liegendem Lauf ver­legt. Dadurch konnte die Nutzbarkeit der Flächen verbessert werden. In diesen ver­tieften, begradigten und teilweise mit Steinbewurf befestigten Fließabschnitten kam das Gewässer nur noch einge­schränkt seinen natürlichen Funktionen nach (Selbstreinigung, Lebensraum für Tiere und Pflanzen etc.) und musste z. T. aufwändig unterhalten werden. Die Gewässergüte war gering, so dass dringender Sanierungsbedarf gegeben war. Mit Inkrafttreten der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie im Jahre 2000 (WRRL) bestand zudem die interna­tionale Verpflichtung, solche Gewässer­strecken wieder in einen guten ökologi­schen Zustand zu versetzten.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasser und Abfall 12 2015 (Dezember 2015)
Seiten: 7
Preis: € 10,90
Autor: Dr. Volker Thiele
Bodo Degen
Dipl.-Biol. Angela Berlin
Britta Blumrich
Dr. rer. nat. Ricarda Börner
 
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