Ist eine Null-Abfallgesellschaft erstrebenswert?

Die Entwicklung von Wirtschaft und Technik, ein stetig gestiegener Lebensstandard, damit verbundene veränderte Verbrauchergewohnheiten und ein ständig wachsender Konsum haben in den vergangenen Jahrzehnten zu einer erheblichen Zunahme der Abfallmasse und der Abfallvielfalt geführt. Es ist eine zentrale Aufgabe der Abfallwirtschaft, die daraus resultierenden Probleme zu lösen.

Die Europäische Kommission hat am 20.09.2011 den Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa vorgelegt, der die diesbezüglichen Ziele bis zum Jahr 2050 enthält. Unter der Überschrift Aus Abfällen Ressourcen gewinnen wird die Vision einer vollständigen Recyclinggesellschaft beschrieben, in der das Abfallaufkommen verringert und Abfall als Ressource betrachtet werden soll. Der Ausschuss der Regionen hat diese Leitinitiative befürwortet und ebenso wie die europäischen Umweltdachverbände zusätzlich die Annahme des Ziels einer Null-Abfall-Gesellschaft sowie ein Null-Abfall-Ziel für Deponien oder Verbrennungsanlagen gefordert.

Es ist unbestritten, dass das wirtschaftliche Wachstum und der Verbrauch von Rohstoffen in Anbetracht der begrenzten Verfügbarkeit von Primär- und Sekundarrohstoffen voneinander entkoppelt werden müssen. Durch die Vermeidung von Abfällen und die Rückgewinnung von sekundären Rohstoffen aus verwertbaren Abfällen kann hierzu ein wichtiger Beitrag geleistet werden. Abgesehen davon, dass die Verwertung von Abfällen nur begrenzt zur Deckung des Rohstoffbedarfes beitragen kann, führt jedoch die in diesem Zusammenhang geforderte vollständige Kreislaufwirtschaft und deren Weiterentwicklung zu einer Null-Abfallgesellschaft mit dem Null-Abfall-Ziel für Deponien und Verbrennungsanlagen zu absehbaren Fehlentwicklungen. Um die damit verbundenen negativen Auswirkungen auf den vorsorgenden Schutz von Wasser, Boden, Luft und die menschliche Gesundheit sowie auch auf die Verwertung von Abfällen zu verhindern, ist dem Ziel einer Null-Abfall- Gesellschaft mit Nachdruck entgegenzutreten.



Copyright: © Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH
Quelle: Recycling und Rohstoffe 5 (2012) (Juni 2012)
Seiten: 22
Preis: € 0,00
Autor: Dr.-Ing. Heinz-Ulrich Bertram
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Europäische Rechtsvorgaben und Auswirkungen auf die Bioabfallwirtschaft in Deutschland
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (11/2025)
Bioabfälle machen 34 % der Siedlungsabfälle aus und bilden damit die größte Abfallfraktion im Siedlungsabfall in der EU. Rund 40 Millionen Tonnen Bioabfälle werden jährlich in der EU getrennt gesammelt und in ca. 4.500 Kompostierungs- und Vergärungsanlagen behandelt.

Vom Gärrest zum hochwertigen Gärprodukt - eine Einführung
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (11/2025)
Auch mittel- bis langfristig steht zu erwarten, dass die Kaskade aus anaerober und aerober Behandlung Standard für die Biogutbehandlung sein wird.

Die Mischung macht‘s - Der Gärrestmischer in der Praxis
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (11/2025)
Zur Nachbehandlung von Gärrest aus Bio- und Restabfall entwickelte Eggersmann den Gärrestmischer, der aus Gärresten und Zuschlagstoffen homogene, gut belüftbare Mischungen erzeugt. Damit wird den besonderen Anforderungen der Gärreste mit hohem Wassergehalt begegnet und eine effiziente Kompostierung ermöglicht.