Die Fischarten der Fließgewässer und Auen sind an die Dynamik ihres Lebensraumes angepasst, indem sie lineare und laterale Wanderungen durchführen, die die verschiedenen Teillebensräume miteinander verbinden. In unseren stark veränderten Flusslandschaften sind strukturell intakte Lebensräume jedoch Mangelware und zudem sind Wanderungen zwischen den Teillebensräumen kaum noch möglich. Deshalb reicht es nicht allein aus, intakte Biotope wiederherzustellen, sondern ebenso notwendig ist die Gewährleistung der linearen und der lateralen Durchgängigkeit.
Während die heimische Fischfauna infolge stofflicher Belastungen und struktureller Eingriffe in die Gewässer bis zum Ende des 19. Jahrhunderts allenfalls graduelle Beeinträchtigungen erfuhr, setzte im Verlauf des 20. Jahrhunderts ein großflächiges Artensterben ein. Diesem fielen in Deutschland sämtliche anadromen Neunaugen- und Fischarten zum Opfer. Eine andere besonders stark betroffene ökologische Gilde waren die stagnophilen Arten, die vor allem stehende Gewässer in den Flussauen besiedeln. Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts setzte dann eine Trendwende mit der Erkenntnis ein, dass Gewässer nicht nur als Verkehrswege, Vorfluter sowie zur Abführung von Hochwässern zu betrachten und behandeln sind, sondern wichtige Funktion als Trinkwasserquelle, für die fischereiliche Produktion und die Naherholung besitzen. Inzwischen ist es darüber hinaus auch die ökologische Funktionsfähigkeit an sich, die als Wert verstanden wird, und schließlich wurde mit der WRRL ein Paradigmenwechsel vollzogen, indem die Qualität der Gewässer vor allem anhand der Ausprägung der aquatischen Lebensgemeinschaften beurteilt wird.
Bestandsaufnahmen zeigen jedoch, dass die Fischfauna nicht in dem erhofften Ausmaß von den immensen Investitionen der vergangenen Jahrzehnte in strukturverbessernde Maßnahmen und den Ausbau der Klärtechnik profitiert hat. Ein wesentlicher Grund hierfür ist, dass die spezifischen Anforderungen der Fische bei Sanierungsmaßnahmen häufig nicht hinreichend berücksichtigt werden. Nachfolgend werden wesentliche Aspekte dargestellt, die für den Aufbau ökologisch aktiver Fließgewässerabschnitte mit ihren Auen von besonderer Bedeutung sind.
| Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
| Quelle: | Wasserwirtschaft 07-08/2015 (August 2015) |
| Seiten: | 7 |
| Preis: | € 10,90 |
| Autor: | Dr. Ulrich Schwevers Dipl.-Geogr. Oliver Engler |
| Diesen Fachartikel kaufen... (nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links) | |
| Artikel weiterempfehlen | |
| Artikel nach Login kommentieren | |
Wasserwiederverwendung für landwirtschaftliche und urbane Zwecke in Deutschland
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (11/2025)
Wasserwiederverwendung trägt zur Entlastung natürlicher Wasserressourcen bei. Die seit 2023 gültigen EU-Mindestanforderungen an Wasserwiederverwendung werden derzeit in deutsches Wasserrecht integriert. Das im Juli 2025 erschienene Merkblatt DWA-M 1200 erleichtert die praktische Umsetzung von Wasserwiederverwendung in Deutschland.
Wasserbau 2.0 - Biodiversität im Fokus
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (11/2025)
Innovative Betonsteine als Ersatz für natürliche Wasserbausteine können Vorteile beim ökologischen Fußabdruck, beim Bau, bei der Besiedlungsfähigkeit und sogar bei der Wiederverwendung bieten. Dargestellt werden die Entwicklung und mögliche Einsatzgebiete.
Talsperren - Essenziell fuer die Minderung der Klimawandelfolgen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Die Bedeutung von Talsperren und Wasserspeichern wird in diesem Beitrag im Kontext des Klimawandels und der steigenden globalen Wassernachfrage betrachtet. Die Diskrepanz zwischen Wassernachfrage und verfügbarer Speicherkapazität wächst aufgrund von Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Rückgang der Süßwasservorräte. Viele große Talsperren weltweit sind über 50 Jahre alt, was zum Teil Bedenken hinsichtlich ihrer Standsicherheit und Verlandung des Stauseevolumens aufwirft. Die Verlandung ist ein weltweit zunehmendes Problem. Ohne nachhaltige Maßnahmen werden bis 2050 viele Stauseen im Mittel bis zu 50 % verlandet sein. Eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung und Maßnahmen zur Minderung der Stauraumverlandung angesichts eines wachsenden globalen Wasserspeicherbedarfs sind unabdingbar.