Planrechtfertigung oder Bedarfsnachweis

Droht ein Entsorgungsengpass bei DK I-Deponien?
'Deponieraum kann nicht über Nacht geschaffen werden', hat Walther Henkes vor kurzem im Recyclingmagazin zugespitzt formuliert. Tatsächlich nehmen der Planungsprozess von der Standortsuche bis zur Erstellung und Einreichung
der Antragsunterlagen sowie das sich daran anschließende Zulassungsverfahren, das für DK I-Deponien regelmäßig ein Planfeststellungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung und Öffentlichkeitsbeteiligung ist (vgl. § 35 Abs. 2 KrWG), mindestens fünf, teilweise bis zu zehn Jahre in Anspruch.

Ein wesentlicher Grund hierfür ist, dass im Planfeststellungsverfahren alle vom Deponievorhabenbetroffenen öffentlichen und privaten Belange, insbesondere die Umweltauswirkungen, ermittelt, bewertet sowie mit und gegeneinander abgewogen werden müssen. Praktisch bedeutet dies die Erstellung von Gutachten zu Schall- und Staubimmissionen, Untersuchungen zum Natur- und Artenschutz, die Beschaffung der notwendigen Flächen, die Lösung von Erschließungsproblemen usw. Hinzu kommt der sogenannte 'Bedarfsnachweis', der sich in der behördlichen Vollzugspraxis einiger Bundesländer neuerdings zu einer nicht unerheblichen Zulassungshürde entwickelt und Anlass für diesen Beitrag ist. Dabei scheint in aktuellen Veröffentlichungen zu diesem Thema weitgehend Einigkeit darüber zu bestehen, dass ungeachtet aller Bemühungen um die Verwertung von mineralischen Abfällen ein steigender Bedarf an Deponieraum, insbesondere für die Ablagerung von mäßig belasteten mineralischen Abfällen (Deponieklasse I), zu erwarten ist bzw. sogar ein Engpass bei Deponieraum DK I droht. Der steigende Bedarf wird unabhängig vom genauen Inhalt der künftigen Mantelverordnung Grundwasser/Ersatzbaustoffe/Bodenschutz gesehen. So kommt ein in Nordrhein-Westfalen beauftragtes Gutachten selbst bei dem (unwahrscheinlichen)Szenario, dass die geplante Mantelverordnungzu keiner Verschärfung der Verwertungs- bzw. Recyclingbedingungen führt, zu dem Ergebnis, dass das Volumen der Deponieklasse I lediglich noch bis zum Jahr 2029 reiche.



Copyright: © Lexxion Verlagsgesellschaft mbH
Quelle: Heft 02 - 2015 (März 2015)
Seiten: 4
Preis: € 32,00
Autor: Prof. Dr. Andrea Versteyl
Dr. Peter Kersandt
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

carboliq® - Direktverölung gemischter Kunststoffabfälle
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Die Forderung nach Klimaneutralität dominiert die globale Diskussion über die Zukunft der Industriegesellschaft. Damit einher geht auch die Frage, wie der Umgang mit Kunststoffen in Zukunft erfolgen wird.

Nutzungskonflikt zwischen Carbon-Capture-Anlagen und Fernwärme?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Die EEW Energy from Waste GmbH (EEW) hat sich das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Mit 17 Standorten verfügt EEW über eine Verbrennungskapazität von ca. 5 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr.

Abfall- und Kreislaufwirtschaft in Deutschland im internationalen Vergleich - Spitzenplatz oder nur noch Mittelmaß?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Neben der Umstellung der künftigen Energieversorgung auf ein zu 100 % erneuerbares Energiesystem ist die Abfall- und Kreislaufwirtschaft die zweite zentrale Säule im Rahmen der globalen Transformation in eine klimaneutrale Wirtschaft und Gesellschaft.