Kombinierte Wärmelieferung aus einer Biogasanlage und einem Biomasseheizwerk

Es ist bekannt, dass zahlreiche bestehende Biogasanlagen (BGA) über kein oder ein nur unzureichendes Wärmenetz verfügen. Nach einer Befragung des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ), die im Rahmen des EEG Monitoring Berichtes -'DBFZ Report Nr. 12 vom März 2012'- bei Anlagenbetreibern durchgeführt wurde, beziehen rund 80 % aller bundesdeutschen Biogasanlagen den KWK - Bonus für einen Teil ihres erzeugten Stroms. Vorsichtige Schätzungen des DBFZ nennen eine Ø 45 %-ige externe Wärmenutzung nach Abzug der Eigen-wärmebedarfsmengen in Fermentern, Nachgärbehältern und evtl. Hygienisierungsstufen. Etwa die Hälfte der Anlagenbetreiber, so der Monitoring Report, nutzen zwischen 20 % und 70 % der nach Eigennutzung verfügbaren Wärme.

Auch der mit der Novelle des EEG 2009 von 2 ct auf 3 ct/kWh erhöhte KWK-Bonus hat weder zu den erhofften Anreizen bei damaligen Bestandsanlagen noch zum verstärkten Bau von Neuanlagen mit effizienter Wärmenutzung geführt. Gleichzeitig kämpfen nicht wenige Biomasseheizwerke mit dem Phänomen einer sich öffnenden Schere zwischen Wärmeeinnahmen und Wärmegestehungskosten. Oftmals sind die mit Inbetriebnahme der Anlage vereinbarten Wärmepreise vertraglich nicht derart dynamisiert, dass Kostensteigerungen auf der Rohstoffseite (z.B. Kosten für Holzhackschnitzel und/oder Öl/Gas für die Spitzenlast) über steigende Wärmeeinnahmen egalisiert werden können. In solchen Fällen drohen negative Betriebsergebnisse, die nicht selten zu einer Schieflage des gesamten Projektes führen können. In einigen Fällen konnten derartige Bioenergieprojekte in Form einer Kooperation aus Biogasanlage und Biomasseheizwerk zum beiderseitigen Nutzen stabilisiert werden: eine Biogasanlage liefert aus der BHKW-Abwärme einen Teil der Grundlast für ein in vertretbarer Entfernung liegendes Biomasse-Heizwerk. So erzielt die BGA zusätzliche Einnahmen aus Wärmeverkauf und/oder KWK-Bonus (EEG 2009), das Heizwerk bezieht relativ preiswerte Grundlastwärme und spart dabei Kosten für Holz und v.a. für fossile Brennstoffe in der Spitzenlast.



Copyright: © Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät Universität Rostock
Quelle: 9. Rostocker Bioenergieforum (Juni 2015)
Seiten: 9
Preis: € 0,00
Autor: Christian Letalik
 
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