Gibt es für mineralische Abfälle Deponiebedarf?

Im Rahmen des mit der TA Siedlungsabfall verfolgten klimarelevanten Ziels hinsichtlich der Reduktion des Organikgehaltes durch eine Beendigung der Ablagerung unvorbehandelter Siedlungsabfälle auf Deponien zum 1.6.2005 wurde seitens des Bundesumweltministeriums ein Eckpunktepapier vorgelegt, bis spätestens 2020 alle Siedlungsabfälle vollständig zu verwerten und insoweit ganz auf Deponien verzichten zu wollen.

Bezüglich der Siedlungsabfallbewirtschaftung ist man diesem Ziel in erster Näherung ziemlich nahe gekommen. In Deutschland werden keine unvorbehandelten biologisch abbaubaren Abfälle und keine organikhaltigen Abfälle auf Deponien abgelagert; das Recycling von Glas, Papier und Metallen funktioniert gut. In Deutschland werden jährlich von den anfallenden ca. 50 Mio. t Siedlungsabfällen nur ca. drei bis vier Promille (ausschließlich Boden und Steine AS 20 02 02 und Straßenkehricht AS 20 03 03) direkt auf Deponien abgelagert.
Darüber hinaus fallen von den ca. 5 Mio. t Siedlungsabfällen, die der mechanisch-biologischen Abfallbehandlung (MBA) zugeführt werden, ca. 1 Mio. t zu beseitigende Abfälle (Deponiefraktion) an und bei den ca. 16 - 18 Mio. t, die den Müllverbrennungsanlagen zugeführt werden, fallen ca. 5 Mio. t Hausmüllverbrennungsaschen (HMVA) an, von denen in 2009 nur ca. 0,5 Mio. t auf Deponien beseitigt wurden.
Derzeit werden HMVA insbesondere im Deponiebau - soweit 'deponiebautechnisch erforderlich' bei der Profilierung von Deponien nach § 15 DepV, die wegen der Nichteinhaltung des Standes der Technik ab Mitte 2005 resp. 2009 ihren Ablagerungsbetrieb einstellen mussten -, und in Z-2-Bauweisen im Straßenbau verwertet; allerdings ist die Verwertungsquote von HMVA, die 2009 ca. 90 % betrug, rückläufig.
Auch an diesem Beispiel sieht man recht deutlich, dass selbst eine gut funktionierende Kreislaufwirtschaft ohne Deponien nicht auskommt.



Copyright: © Universität Stuttgart - ISWA
Quelle: Zeitgemäße Deponietechnik 2015 (Mai 2015)
Seiten: 11
Preis: € 0,00
Autor: Dr. Karl Biedermann
 
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