Bedeutung perfluorierter Kohlenwasserstoffe (PFC) bei der Bioabfallverwertung

In 2014 sind in Baden-Württemberg in den Landkreisen Baden-Baden und Rastatt auf bestimmten landwirtschaftlichen Flächen hohe Gehalte an PFC-Verbindungen festgestellt worden. Die zuständigen Stellen gehen dem Verdacht nach, dass diese Verbindungen in den Jahren 2005 bis 2008 über Aufbringungen von Papierfaserschlämmen eingetragen wurden, die mit Komposten aus der Bioabfallverwertung vermischt waren. Die Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) e.V. hat die Vorfälle - die auch in der Presse eine breite Resonanz fanden - zum Anlass für dieses Themenpapier genommen. Das Papier soll Bioabfallbehandlern sowie der Öffentlichkeit Informationen zur Bewertung des Themas geben.

1. Was sind PFC bzw. PFT?
Perfluorierte organische Verbindungen sind eine Stoffklasse, an deren Kohlenstoffgerüst die Wasserstoffatome vollständig durch Fluoratome ersetzt sind. Dadurch verfügen diese Verbindungen über äußerst hohe chemische wie thermische Stabilität. Eine Gruppe innerhalb dieser Stoffklasse, die Perfluortenside (PFT), umfasst oberflächenaktive Substanzen, die aus einer hydrophoben Kohlenstoffkette und einer hydrophilen Kopfgruppe bestehen.
Die beiden bekanntesten und zugleich verbreitetesten Vertreter der PFT sind Perfluoroctansulfonat (PFOS) und Perfluoroctansäure (PFOA) [21].
PFT gehören zu der Stoffgruppe der Per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC), von denen insgesamt über 800 verschie-dene Verbindungen bekannt sind [1].
Perfluorierte Kohlenwasserstoffe sind anthropogenen Ursprungs. Natürliche Quellen für diese Stoffklasse gibt es nicht. Heute lassen sie sich weltweit in Gewässern, in der Atmosphäre sowie in menschlichem und tierischem Gewebe und Blut nachweisen [21]. Sie weisen eine lange Persistenz im menschlichen und tierischen Organismus auf, stehen im Verdacht kanzerogen zu sein und werden als fortpflanzungsgefährdend eingestuft [2].
PFT sind zum Großteil gut wasserlöslich und können daher auch von Pflanzen aufgenommen werden [21]. Versuche des Fraunhofer-Instituts Schmallenberg mit Gras, Silomais, Kartoffeln und Weizen haben gezeigt, dass mit höherer Bodenbelastung auch die PFC-Gehalte in den Pflanzen steigen (hier PFOA und PFOS) [4].
Neuere Untersuchungen des Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Karlsru-he (LTZ) auf kurzkettigere PFC-Verbindungen haben gezeigt, dass auch diese Verbindungen von Pflanzen aufgenommen werden können. Aktuell werden hierzu weitere Untersuchungen durchgeführt [5].



Copyright: © Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V.
Quelle: Ausgabe 05 2015 (Mai 2015)
Seiten: 14
Preis: € 7,00
Autor: Dr. Bertram Kehres
 
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