Biologische Stabilisierung der Deponie Teuftal (CH)

Die Deponie Teuftal im Kanton Bern ist die größte Reaktor- und Reststoffdeponie der Schweiz. Seit 1973 werden in unterschiedlichen Deponieabschnitten Bau- und Siedlungsabfälle, Müllverbrennungsschlacken, Reststoffe sowie industrielle Abfälle abge-lagert. Unbehandelter Hausmüll mit einem vergleichsweise hohen biologischen Reaktionspotenzial wurde bis zu dem Inkrafttreten eines Ablagerungsverbotes im Jahr 2000 im nördlichen Deponiebereich abgelagert. Dieser Bereich soll nun mittels in-situ Belüftung biologisch stabilisiert werden, wodurch eine Verbesserung des Langzeitverhaltens bzw. Verkürzung der Nachsorgedauer angestrebt wird. Das Konzept zur beschleunigten biologischen Stabilisierung beinhaltet eine Kombination aus Belüftung und kontrollierter Befeuchtung bzw. Bewässerung der zu stabilisierenden Abfälle.

In der Schweiz sind gegenwärtig (Stand: 2012) etwa 38.000 belastete Standorte (Altlasten) behördlich erfasst, von denen etwa 4.000 früher oder später eine Gefahr für Mensch und Umweltdarstellen werden (Bundesamt für Umwelt 2013). Ein Großteil dieser zumeist mit Siedlungsabfällen verfüllten Ablagerungsstätten emittiert bis in die Gegenwart klimaschädigende Deponiegase sowie boden- und grundwasserverunreinigende Sickerwässer. Vor diesem Hintergrund trat zum 1. Januar 2000 ein Ablagerungsverbot (TVA - Technische Verordnung über Abfälle 2000) für unbehandelten Hausmüll mit dem Ziel in Kraft, diese Emissionen zukünftig zu verringern und somit negative Auswirkungen auf umliegende Schutzgüter deutlich zu reduzieren. Nach dem Willen des Schweizer Bundesrates sollen potentiell gefährliche Altlasten bis zum Jahr 2025 detailliert untersucht, überwacht und saniert werden (Bundesamt für Umwelt 2013). Im Einzelnen sieht die Technische Verordnung über Abfälle vor, dass nach dem Abschluss von Deponien die vorgeschriebenen Anlagen und das Grundwasser, das Abwasser und die Deponiegase so lange kontrolliert werden, bis schädliche oder lästige Einwirkungen auf die Umwelt unwahrscheinlich erscheinen. Hierbei werden Mindestzeiträume für die verschiedenen Deponietypen festgelegt, welche in Bezug auf Reaktordeponien 15 Jahre betragen. Darüber hinaus ist nachdem Ende der Abfallablagerung die Oberfläche abzudecken und, nach Abschluss der Setzungen, abzudichten. Die Abdichtung ist mit einer rekultivierbaren Deckschicht zu versehen und standortgerecht zu bepflanzen, sofern keine landwirtschaftliche Nutzung vorgesehen ist.



Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Depotech 2014 (November 2014)
Seiten: 35
Preis: € 15,00
Autor: Dr.-Ing. Marco Ritzkowski
 
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