Das Lösungsverhalten von Pb, Zn, Cu und Fe unter hydrothermalen Bedingungen im Feinanteil zweier Müllverbrennungsschlacken wurde in Abhängigkeit von der Temperatur und von der Zeit untersucht. Das Lösungsverhalten von Pb, Zn, Cu und Cd eines Elektrofilterstaubes unter hydrothermalen Bedingungen bei 180 °C und variierenden HCl-Zugaben wurde ebenfalls untersucht. Das Ausgangsmaterial wurde chemisch und mineralogisch mit Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA), Röntgenpulverdiffraktometrie (XRD) und Elektronenstrahlmikrosonde (EMS) charakterisiert. Der Schwermetallgehalt in den Eluaten aus den Hydrothermalversuchen wurde mit Atomabsorptions-spektroskopie (AAS) bestimmt. Pb liegt in den Müllverbrennungsschlacken entweder elementar oder in oxidischer Form als PbO2 (Plattnerit) vor. Zn-führende Phasen sind Fe-Schmelzkügelchen, Larnit, Zn-Nitrat sowie Calcit.
Neben Schlacken aus der Verhüttung metallischer Werkstoffe und Schlacken aus der thermischen Verwertung von Elektronikschrott (WEEE) beinhalten sowohl frische wie deponierte Schlackenaus Müllverbrennungsanlagen (MVA) ein hohes Wertstoffpotenzial an mineralischen und metallischen Komponenten. Die Aufkonzentration von werthaltigeren Metallen und Seltenen Erden bei der thermischen Verwertung verringert in erheblichem Maße die Kosten für die Wiedergewinnung dieser Stoffe im Vergleich zur Abtrennung aus frischen Abfällen. Die Weiterentwicklung der Schlackeaufbereitungstechniken im Bereich der Metallabscheidung hat dazu geführt, dass die Rückgewinnungsquoten in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind, mittlerweile können über 90 % bestimmter gediegener Metalle zurückgewonnen werden. Ein Problem bei all diesen Verfahren ist jedoch der Feinanteil < 1mm, der nicht abgetrennt wird, sondern in Form von Anbackungen und Belägen die Oberflächen inkrustiert und weitere Aufbereitungs- und Reinigungsprozesse erfordert. In Deutschland fallen jährlich 6,3 Millionen Tonnen Rückstände aus der Müllverbrennung an, wobei allein Kesselaschen aus der Hausmüllverbrennung mit 4,76 MioTonnen dazu beitragen. Neben Schmelzprodukten und Durchläufern (Glas, Keramik) weisen die MVA-Schlacken Feinanteile < 1mm bis zu 60% auf. Diese Feinanteile besitzen hohe Gehalte an Schwermetallen, dies sind insbesondere Pb, Zn und Cu, die vorwiegend oxidisch gebunden vorliegen (Deike 2012). Durch hydrothermale Extraktion (HTE) können diese Schwermetalle zu einem hohen Anteil gelöst werden. Meist werden andere Elemente nicht analysiert, jedoch sind untergeordnet Sb, Sn, oder V, aber auch seltene Erden (SEE) wie Y, La, Ce oder andere wirtschaftsstrategische Rohstoffe wie Zr, W, Mo z.T. in bemerkenswerten Mengen vorhanden (Morf et al. 2013).
Copyright: | © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben |
Quelle: | Depotech 2014 (November 2014) |
Seiten: | 6 |
Preis: | € 3,00 |
Autor: | Prof. Dr. Karl Thomas Fehr Amanda Günther |
Diesen Fachartikel kaufen... (nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links) | |
Artikel weiterempfehlen | |
Artikel nach Login kommentieren |
Erfahrungen mit der Sicherheitstechnik/dem Explosionsschutz bei Vergärungs-/Biogasanlagen
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (12/2024)
Nach wie vor kommt es an Vergärungs- und Biogasanlagen zu Unfällen infolge von Explosionen, Bränden und Vergiftungen/Erstickungen, Abstürzen häufig auch mit erheblichen Personenschäden. Auf der anderen Seite wurden in den letzten Jahren eine Vielzahl von Rechtsnormen und von Regelwerken, Technischen Regeln sowie Merkblättern zum Thema Sicherheitstechnik veröffentlicht.
Biogene Abfälle und Reststoffe - Kohlenstoffquelle, Bioenergie und negative Emissionen
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (12/2024)
Deutschlands Ziel ist es, bis 2045 klimaneutral zu werden. Eine der Grundvoraussetzungen hierfür ist, den Material- und Energieverbrauch erheblich nachhaltiger aufzustellen, denn die angestrebte Klimaneutralität beinhaltet zwei wesentliche Standbeine: Zum einen die Umstellung der Energieversorgung vollständig auf Erneuerbare Energien (EE).
Materialeffizienz und Umweltauswirkungen der Kunststoffverpackungsabfallwirtschaft in Deutschland
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (12/2024)
Im vorliegenden Beitrag werden die Ergebnisse einer umfassenden Bewertung des Bewirtschaftungssystems für Kunststoffverpackungsabfälle in Deutschland in Bezug auf Materialflüsse, Materialeffizienz und Umweltauswirkungen dargestellt und auf dieser Grundlage Herausforderungen und Optimierungsstrategien für die aktuelle und zukünftige Bewirtschaftung von Kunststoffverpackungsabfällen diskutiert.