Für die Entwicklung und den effizienten Betrieb von Biogasanlagen ist die Kenntnis des Abbauverhaltens der einzelnen Substrate bei unterschiedlichen Betriebsbedingungen von entscheidender Bedeutung. Dabei bietet die Massenbilanzierung zusammen mit der Erfassung prozessbegleitender Messwerte und Laboranalysen vielfältige Möglichkeiten für eine zweckmäßige Anlagenauslegung und kontinuierliche Effizienzbewertung der Gärstrecke.
Im vorliegenden Beitrag wird eine systematische Methode zur vollständigen Massenbilanzierung einer Biogasanlage auf Basis der fermentierbaren organischen Trockensubstanz (FoTS) vorgestellt.
Für die Auslegung und die Effizienzbewertung von Biogasanlagen werden die Möglichkeiten einer Massenbilanzierung auf Basis der fermentierbaren organischen Trockensubstanz (FoTS) vorgestellt. Ausgehend von den fermentierbaren Bestandteilen der zugeführten Substrate lässt sich der Umsatz im Fermenter bei stationärem Anlagenbetrieb anhand von üblichen Messdaten über Biogasvolumenstrom, Restgaspotential, kinetische Reaktionsraten und die Gehalte an Trockensubstanz (TS) sowie Asche im Gärrest berechnen. Das Biogasbildungspotential der Substrate ist dabei über den Gehalt an fermentierbaren Nährstoffen und die Stöchiometrie ihrer Umsetzung zu Methan und Kohlendioxid unter zusätzlichem Wassereinbau definiert. Unter Annahme, dass 5% der FoTS in Bakterienbiomasse inkorporiert werden, ergaben die stöchiometrischen Berechnungen für Halm- und Körnerfrüchte im Mittel ein Gasbildungspotential von 809 m³ Biogas und 420 m³ Methan je kg umgesetzter FoTS. Der entsprechende stöchiometrische Wassereinbau in das Biogas betrug dabei 11,25 %.
Die bisherige Methode zur Schätzung der Gehalte an FoTS in pflanzlicher Biomasse beruht auf der Auswertung von vorliegenden Datensammlungen zur Verdaulichkeitsmessung an Schafen (in-vivo-Methode). Aufgabe der Zukunft wird es sein, eine standardisierbare Labormethode (in-vitro-Methode) für die Bestimmung der Fermentierbarkeit der oTS aus pflanzlicher Biomasse sowie aus Abfall- und Reststoffen zu entwickeln. Weitere Forschungsarbeiten sollten auf Labormethoden für die Bestimmung der substratspezifischen Größen Biogasbildungspotential je MasseeinheitFoTS und kinetische Reaktionskonstante gerichtet sein.
Copyright: | © Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät Universität Rostock |
Quelle: | 8. Rostocker Bioenergieforum (Juni 2014) |
Seiten: | 11 |
Preis: | € 0,00 |
Autor: | Dipl.-Ing. Sören Weinrich Prof. Dr. agr. habil. Friedrich Weißbach Dr.-Ing. Jürgen Pröter Dr.-Ing. Jan Liebetrau Prof. Dr. Michael Nelles |
Artikel nach Login kostenfrei anzeigen | |
Artikel weiterempfehlen | |
Artikel nach Login kommentieren |
Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.
Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.
In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.