Einsatz von Mikroalgen in der Abfallwirtschaft - Ressourcen- und Klimaschutz

Infolge des politisch forcierten Energiewandels gilt es nicht nur neue Technologien zum Einsatz zu bringen, sondern auch die Effizienz bestehender Systeme kritisch zu betrachten. Erst hierdurch werden Potentiale offensichtlich, die mit zum Teil unkonventionellen Ideen nutzbar gemacht werden können. Der Beitrag der Abfallwirtschaft im Hinblick auf erneuerbarer Energien liegt hauptsächlich in der Verstromung von Methan, sei es in Form von Deponiegas oder Biogas aus Vergärungsanlagen der Rest- und Bioabfallbehandlung. Um die Gasproduktion noch weiter zu steigern bedarf es grundsätzlich mehr abbaubarer Biomasse.

Vor dem Hintergrund der Energiewende sind auch in der Abfallwirtschaft neue Potentiale zu erschließen. Ein neuartiger Ansatz für die Steigerung der Gasmenge von Abfall- und Bioabfallvergärungsanlagen besteht in der integrierten Erzeugung von Algenbiomasse am Entsorgungsstandort. Integriert bedeutet in diesem Fall, dass zu Algenproduktion beispielsweise Deponieflächen bewirtschaftet werden, die Nährstoffversorgung der Algen aus den Ab- und Prozesswässern des Betriebes gedeckt wird, das CO2 reiche Abgas des Blockheizkraftwerkes als Kohlenstoffquelle dient und die Abwärme des Blockheizkraftwerkes zur Temperierung der Algenreaktoren recycelt wird. Die so produzierte Biomasse kann im Weiteren durch die Covergärung am Standort in Biogas verarbeitet und anschließend im Blockheizkraftwerk verstromt werden. Vor allem Mikroalgen empfehlen sich für dieses Einsatzgebiet. Durch sehr hohe Biomasseerträge je Fläche und kurzen Generationszeiten werden sie als Energiepflanzen der dritten Generation bezeichnet. Die konventionelle Algenproduktion hat jedoch den Nachteil, dass sie derzeit in Investition und Unterhaltung sehr kostenintensiv ist. Wenn es jedoch gelingt bestehende Anlagenteile eines Abfallentsorgungszentrums kostenneutral mit zu nutzen, könnte diese Technologie bereits heute wirtschaftlich eingesetzt werden. Hierzu wurde untersucht, ob Algenbiomasse mit Prozess- und Abwasser einer Vergärungsanlage als Düngersubstitut produziert werden kann. Als Weiterer Schritt wurde eine halbtechnische Anlage am Standort des Entsorgungszentrums Pohsche Heide in Betrieb genommen und untersucht. Erste Vergärungsversuche zeigten hier lediglich sehr schwache Gasbildungen. Somit besteht zukünftiger Forschungsbedarf im Hinblick auf die Ausschöpfung des Gasbildungspotentials der erzeugten Biomasse und der Optimierung der Erntemethode.



Copyright: © HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fakultät Ressourcenmanagement
Quelle: 75. Symposium 2014 (Oktober 2014)
Seiten: 9
Preis: € 0,00
Autor: Andrea Pfeiffer
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren



Diese Fachartikel könnten Sie auch interessieren:

Fremdstoffgehalte in den Sieblinien von Biogut nach Voraufbereitung
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (11/2024)
Fremd- und Kunststoffeinträge im getrennt erfassten Biogut rücken zunehmend in den Fokus des Gesetzgebers. Mit der Novellierung der BioAbfV treten zum 01.05.2025 erstmals Grenzwerte in Kraft, die sich auf das frische Biogut vor der biologischen Behandlung beziehen.

Erfahrungen bei der Beratung von Vergärungs- und Kompostierungsanlagen
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2024)
Die Verwendung von Biogut- und Grüngutkompost ist eine Möglichkeit, Nährstoffdefizite im Ökolandbau zu vermeiden sowie die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und sogar zu steigern.

Die DRANCO-Technologie
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2023)
Die DRANCO-Vergärungstechnologie wurde durch die Untersuchung und Optimierung der spontanen 'trockenen' Vergärung, die auf einer Deponie stattfindet, entwickelt.

Weiterentwicklung der MBA mit vorgeschalteter Trockenvergärung der Feinfraktion
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2023)
Die Integration einer neuen Vergärungsstufe in die bestehende biologische Trocknungsanlage (BA) am Standort Ennigerloh erfordert umfangreiche Voruntersuchungen zu Auslegungsmengen und Stoffkennwerten des Eintrags sowie zu den Auswirkungen auf Massen- und Energiebilanzen des Gesamtprozesses. Anhand von verfahrens- und anlagenspezifischen Bilanzmodellen sowie Variantenvergleichen werden geeignete Auslegungs- und Verfahrensvarianten identifiziert und es wird eine belastbare Datengrundlage zur Auswahl von Vorzugsvarianten geschaffen.

Havarie und Wiederaufbau eines MBA-Fermenters am Beispiel der RABA Bassum
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2023)
Die AbfallWirtschaftsGesellschaft mbH betreibt im Entsorgungszentrum Bassum einen Fermenter zur Teilstromvergärung der Restabfälle. Im Oktober 2022 ist durch einen Abriss der Austragsleitung im unteren Bereich eine große Menge Gärmaterial ausgelaufen und der Behälter erlitt einen beträchtlichen Schaden. Nachdem in den ersten Tagen zunächst die direkten Folgen, wie Verschmutzungen, beseitigt werden mussten, sind in den Folgewochen die Planungen für den Wiederaufbau angelaufen. Dieser soll planmäßig noch im Jahr 2023 erfolgen.