Wozu ein freiwilliges Protokoll für Wasserkraft, wenn es doch Standards gibt?

Fast bei jedem Wasserkraftprojekt gibt es Konflikte zwischen verschiedenen Interessengruppen. Das Nachhaltigkeits-Protokoll für Wasserkraft des Internationalen Wasserkraftverbandes (International Hydropower Association, IHA) ist ein neuartiges Instrument, um den Interessenausgleich, die Qualität und Akzeptanz von Wasserkraft-Projekten zu verbessern. Es ist es ein komplexes Evaluierungsinstrument, das Stärken und Schwächen von Projekten aufzeigt, aber das Urteil, ob ein bestimmtes Ergebnis ausreichend ist, dem Anwender überlässt. Dieser Artikel beschreibt anhand von Beispielen die Erfahrungen mit den ersten Projektevaluierungen.

Konflikte zwischen verschiedenen Interessengruppen über den Standort, die Auslegung und die Betriebsregeln von Wasserkraftwerken sind unvermeidlich, denn Interessen und Perspektiven sind nun einmal unterschiedlich. So möchten die Besitzer von Sommerhäusern an einem Stausee vielleicht gerne einen gleichmäßig hohen Wasserstand haben, der Betreiber des Wasserkraftwerks aber möchte auch in Phasen niedrigen Zuflusses weiter produzieren und den See im Sommer absenken. Selbst dieser auf den ersten Blick harmlose Interessengegensatz kann für die Beteiligten wichtige wirtschaftliche und emotionale Konsequenzen haben. Existierenden Instrumenten, wie nationalen Genehmigungsverfahren, freiwilligen Zertifizierungen und internationalen Standards, scheint es oft schwer zu fallen, diese Konflikte in einer befriedigenden Art zu lösen und einen Interessenausgleich herzustellen. Laut dem Zwischenstaatlichen Ausschuss über Klimaveränderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change) [1] sind 'verschiedene Umwelt-und soziale Besorgnisse vielleicht die größte Herausforderung beim weiterem Ausbau, wenn sie nicht sorgfältig gemanagt werden". Nun gibt es ein neues Instrument, das internationale Nachhaltigkeitsprotokoll für Wasserkraft (Hydropower Sustainability Assessment Protocol, HSAP). Viele an Wasserkraft Interessierte werden sich fragen, warum ein zusätzliches Instrument erforderlich sein sollte und welchen Mehrwert es bieten kann.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft 05/2014 (Mai 2014)
Seiten: 5
Preis: € 10,90
Autor: Dr. Jörg Hartmann
 
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