Fortschrittliche Abfallwirtschaftskonzepte in Schwellen- und Entwicklungsländern - Finanzierbar? Umsetzbar? Nachhaltig?

Der Aufbau von Abfallwirtschaftssystemen steckt in den meisten Entwicklungs- (EL), Transformations- (TL) und Schwellenländern (SL) noch immer in den Anfängen. Das Thema hatte bei Entscheidungsträgern lange Zeit keine hohe Priorität. Erst in den letzten Jahren sind - bedingt durch eine deutliche Zunahme der Abfallmengen, bekannt gewordene illegale Abfallentsorgungspraktiken und ein gestiegenes Umweltbewusstsein bei Bevölkerung wie Entscheidungsträgern - die Probleme in das Blickfeld geraten.

Die negativen Folgewirkungen unzulänglicher Abfallentsorgung können auch in EL zunehmend weniger ignoriert werden [Nassour 2005]. Insbesondere in den urbanen Agglomerationen sind sie besonders augenfällig wegen der Menge und Konzentration des Abfallaufkommens und der eingeschränkten Verfügbarkeit geeigneter Flächen für Entsorgungsanlagen. Eine Umfrage des 'United Nations Development Programme' unter 151 Bürgermeistern großer Städte aus EL ergab, dass die ungeordnete Abfallentsorgung nach der hohen Arbeitslosigkeit das wichtigste kommunale Problem darstellt [zit. in Zhu et al. 2008].

Parallel dazu wird, ausgelöst durch die Entwicklung an den internationalen Energie- und Rohstoffmärkten, die Begrenztheit der natürlichen Ressourcen als hemmender Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung deutlich. Über die Hälfte der weltweit eingesetzten Energie wird mittlerweile in EL und SL verbraucht. In einer Phase, in der der weltweite Bedarf an Rohstoffen und Energie aufgrund einer sich entwickelnden Industrialisierung - insbesondere in den großen Schwellenländern, den sog. 'BRICS'-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) - und infolge wachsenden Konsums ansteigt, spannt sich die Versorgung mit Rohstoffen bereits deutlich an. Die Volkswirtschaften vieler EL, insbesondere der SL und TL, befinden sich in einer Situation, in der die Kontaminierung von Boden, Luft und Wasserressourcen einerseits sowie die unzulängliche und zunehmend teurere Versorgung mit Rohstoffen und Energie andererseits deren wirtschaftliche Entwicklung behindern [ADB2007]. Beide Aspekte sind über die Abfallwirtschaft eng miteinander verknüpft: Weltweit nimmt der Verbrauch fossiler Energieträger und Rohstoffe zu und führt zu einem stetigen Anstieg der Abfallmengen [BMZ 2012].



Copyright: © Eigenbeiträge der Autoren
Quelle: Jahrgang 2012 (Dezember 2012)
Seiten: 18
Preis: € 0,00
Autor: Dr.-Ing. Wolfgang Pfaff-Simoneit
Dr.-Ing. Abdallah Nassour
Prof. Dr. Michael Nelles
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Wasserwirtschaftliche Fachexkursion nach Namibia
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Fachexkursionen dienen dazu, den Horizont für das Fachgebiet zu erweitern und vor allem die Sinnhaftigkeit der späteren Aufgaben sichtbar zu machen. In Zeiten der Widerstände bei der Gestaltung der Umwelt, ob Wasserwirtschaft, Wasserbau, Abfallwirtschaft oder die Anpassung an den Klimawandel, kann so eine Einordnung des Gelernten und der Herausforderungen erfolgen.

Digitale Zwillinge stützen eine handlungsfähige blau-grüne Infrastruktur in der Stadt von Morgen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (6/2025)
Blau-grüne Infrastrukturen kombinieren ökologische, hydrologische und soziale Funktionen und sind so essenziell für die klimaresiliente Stadtentwicklung. Deren Planung, Steuerung und langfristige Funktionssicherung erfordern eine präzise, flächenhafte Erfassung und fortlaufende Bewertung des urbanen Wasserhaushalts. Digitale Zwillinge ermöglichen eine präzise Erfassung und Steuerung dieser Strukturen.

Naturbasierte Lösungen für den Schutz der Halligen vor dem steigenden Meeresspiegel
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (6/2025)
Die nordfriesischen Halligen sind vor dem steigenden Meeresspiegel zu schützen. In einem Multi- Stakeholder-Ansatz sollen langfristige naturbasierte Lösungen zur Verringerung der Kantenerosion und nachhaltigen Förderung des Oberflächenwachstums gefunden werden