Die Rechtsstellung des öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgers im Anzeigeverfahren für gewerbliche und gemeinnützige Sammlungen - Erste Vollzugserfahrungen und Rechtsprechung

Die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger (im Folgenden: örE) und ihre kommunalen Unternehmen haben aufgrund ihrer umfassenden Entsorgungszuständigkeit für alle Abfälle aus privaten Haushalten eine zentrale Stellung im Anzeigeverfahren gemäß § 18 KrWG für gemeinnützige und gewerbliche Sammlungen.1

Aufgrund dieser umfassenden Entsorgungszuständigkeit halten die örE und ihre Kommunalunternehmen ein hochwertiges, umfassendes Erfassungs- und Entsorgungssystem vor. Insbesondere gewerbliche Sammlungen können massiv in die kommunalen Entsorgungszuständigkeiten gemäß §§ 17 Abs. 1, 20 KrWG eingreifen und damit auch die kommunale Organisationsverantwortung zur Ausgestaltung der kommunalen Systeme beeinträchtigen. Diesem Umstand tragen die Regelungen der §§ 17, 18 KrWG Rechnung, wonach einerseits die Planungssicherheit und Organisationsverantwortung des örE als überwiegende öffentliche Interessen einer gewerblichen Sammlung entgegenstehen können und andererseits in § 18 Abs. 4 KrWG eine Beteiligung des örE im Rahmen des Anzeigeverfahrens zwingend vorgegeben ist.2
 
Die ersten Erfahrungen im Verwaltungsvollzug, aber auch die zwischenzeitlich ergangenen ersten Gerichtsentscheidungen sind im Hinblick auf die Rechtsstellung des örE allerdings widersprüchlich.3
 
Zudem besteht auch Uneinigkeit über die Befugnisse der zuständigen Behörde im Rahmen des Anzeigeverfahrens, insbesondere in Bezug auf die Forderung nicht ausdrücklich in § 18 Abs. 2 KrWG genannter Angaben, wie solche zu Containerstandorten.
 
Mit diesen verfahrensrechtlichen Fragen beschäftigt sich der vorliegende Beitrag.4
 
1 Vgl. zur Rechtsstellung der öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger auch Wenzel, AbfallR 2012, 231 ff.; Siederer/Wenzel, VKS-News 175, 5.2013, 23 f. (24).
 
2 Vgl. zum Schutz der kommunalen Organisationsverantwortung auch Petersen/Doumet/Stöhr, NVwZ 2012, 521 ff. (525 f.).
 
3 Vgl. zum aktuellen Stand der Rechtsprechung VG Ansbach, Beschluss vom 30.03.2012 - 11 S 12.00357; BayVGH, Beschluss vom 24.7.2012 - 20 CS 12.841; VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 24.7.2012 - 10 S 2554/10; VG Hamburg, Urteil vom 9.8.2012 - 4 K 1905/10; VG Würzburg, Beschluss vom 11.10.2012 - W 4 S 12.820; VG Düsseldorf, Beschluss vom 19.11.2012 - 17 L 1720/12; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.12.2012 - 17 L 1901/12; VG Potsdam, Beschluss vom 7.1.2013 - 1 L 740/10; VG Ansbach, Urteil vom 16.1.2013 - AN 11 K 12.01000; VG Ansbach, Urteil vom 23.1.2013 - AN 11 K 12.01588; VG Ansbach, Urteil vom 23.1.2013 - AN 11 K 12.01693; VG Köln, Beschluss vom 25.1.2013 - 13 L 1796/12; VG Würzburg, Beschluss vom 28.1.2013 - W 4 S 12.1130; VG Köln, Beschluss vom 14.2.2013 - 13 L 40/13; VG Köln, Beschluss vom 14.2.2013 - 13 L 46/13; VG Köln, Beschluss vom 14.2.2013 - 13 L 47/13; VG Augsburg, Urteil vom 27.2.2013 - Au 6 K 12.1415; VG Gelsenkirchen, Beschluss vom 12.3.2013 - 14 K 889/12; VG Münster, Beschluss vom 14.3.2013 - 7 L 79/13; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.3.2013 - 17 L 266/13; VG Arnsberg, Beschluss vom 20.3.2013 - 8 L 916/12; OVG Hamburg, Beschluss vom 20.3.2013 - 5 Bs 208/12; OVG Lüneburg, Urteil vom 21.3.2013 - 7 LB 56/11; VG Düsseldorf, Beschluss vom 21.3.2013 - 17 L 260/13; BayVGH, Beschluss vom 8.4.2013 - 20 CS 13.377; VG Würzburg, Beschluss vom 19.4.2013 - W 4 S 13.145; VG Düsseldorf, Beschluss vom 19.4.2013 - 17 L 440/13; VG Düsseldorf, Beschluss vom 26.4.2013 - 17 L 580/13; VG Stuttgart, Beschluss vom 30.4.2013 - 2 K 775/13; BayVGH, Beschluss vom 2.5.2013 - 20 AS 13.700; BayVGH, Beschluss vom 2.5.2013 - 20 AS 13.771; VG Gelsenkirchen, Beschluss vom 3.5.2013 - 9 L 1622/12; VG Neustadt an der Weinstraße, Beschluss vom 6.5.2013 - 4 L 318/13; VG Düsseldorf, Beschluss vom 6.5.2013 - 17 L 580/13; VG Düsseldorf, Beschluss vom
8.5.2013 - 17 L 585/13.
 
4 Vgl. zu verfahrensrechtlichen Fragen auch Wenzel, AbfallR 2012, 231 ff.; Beckmann/Wübbenhorst, DVBl. 2012, 1403 ff.; Dieckmann/ Ingerowski, AbfallR 2013, 12 ff.; Dieckmann/Scherenberg/Zeuschner, AbfallR 2013, 111 ff.; Siederer/Wenzel, VKS-News 175, 5.2013, 23 f.



Copyright: © Lexxion Verlagsgesellschaft mbH
Quelle: Heft 04 - 2013 (August 2013)
Seiten: 7
Preis: € 32,00
Autor: Dr. Ralf Gruneberg
Dr. Stefanie Pieck
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

carboliq® - Direktverölung gemischter Kunststoffabfälle
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Die Forderung nach Klimaneutralität dominiert die globale Diskussion über die Zukunft der Industriegesellschaft. Damit einher geht auch die Frage, wie der Umgang mit Kunststoffen in Zukunft erfolgen wird.

Nutzungskonflikt zwischen Carbon-Capture-Anlagen und Fernwärme?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Die EEW Energy from Waste GmbH (EEW) hat sich das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Mit 17 Standorten verfügt EEW über eine Verbrennungskapazität von ca. 5 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr.

Abfall- und Kreislaufwirtschaft in Deutschland im internationalen Vergleich - Spitzenplatz oder nur noch Mittelmaß?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Neben der Umstellung der künftigen Energieversorgung auf ein zu 100 % erneuerbares Energiesystem ist die Abfall- und Kreislaufwirtschaft die zweite zentrale Säule im Rahmen der globalen Transformation in eine klimaneutrale Wirtschaft und Gesellschaft.