Problemlöser Klärschlamm: Drohende Phosphor-Knappheit kann durch Rückgewinnung aus Abwasser vermieden werden
Pflanze, Tier und Mensch - alle brauchen Phosphor. Die bergbaulich erschließbaren Phosphor-Vorkommen gehen weltweit zur Neige, und damit gewinnt die Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm zunehmendes Interesse. In einer Pilotanlage im badischen Offenburg wurde eine Pilotanlage aufgebaut, mit der die Gewinnung eines phosphatreichen Produkts aus Faulschlamm im technischen Maßstab erprobt wird.

(04.06.2013) Phosphor ist essentieller Bestandteil der Erbinformation und des Energiestoffwechsels. Ohne Phosphor gibt es kein Leben. Neben Stickstoff und Kalium ist Phosphor ein zentrales chemisches Element bei der Nahrungsmittelproduktion, ohne das die Erzeugung von Lebensmitteln grundsätzlich nicht möglich ist. Zwar gehen die Schätzungen weit auseinander, doch immerhin scheint festzustehen, dass die natürlichen Lagerstätten bald erschöpft sind. Hinzu kommt, dass der bergbauliche Abbau der Rohphosphate sowie deren Verarbeitung zu Mineraldüngern mit erheblichen Umweltbelastungen verbunden sind. Deshalb ist Recycling das Gebot der Stunde. Für eine intensiv bewirtschaftete Grünfläche werden 90 bis 100 Kilogramm Phosphor pro Hektar und Jahr gebraucht; je nach Bodenbeschaffenheit sind es bei Kartoffeln mit jährlich 95 Kilogramm etwas mehr, bei Raps mit 70 Kilogramm etwas weniger. Nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz kostet eine Tonne reiner Phosphorsäure zur Herstellung von Düngemitteln rund 1000 Euro und ist damit ein erheblicher Kostenfaktor.
Würde es gelingen, Phosphor aus Klärschlamm im industriellen Maßstab zu gewinnen, könnte der anhaltend wachsende Bedarf leichter gedeckt werden. Allein in Deutschland stieg nach einem Bericht des Deutschen Bauernverbands 2010/11im Vergleich zur Vorperiode der Absatz von Mineraldüngern um 13 Prozent auf 4,79 Millionen. Mit einem Plus von 22 Prozent hat sich der Absatz von Phosphatdüngern noch mehr erhöht...
Unternehmen, Behörden + Verbände: Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) (Stuttgart); Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft (ISWA) der Universität Stuttgart; Kompetenzzentrum für Materialfeuchte (CMM) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT); Abwasserzweckverband Raum Offenburg; iat -Ingenieurberatung (Stuttgart)
Autorenhinweis: Klaus Niehörster, Düsseldorf
Foto: HEAG Südhessische Energie AG (HSE)
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