Die 'beschleunigte' Befüllung des Tagebaurestsees Inden aus der Rur

In den vergangenen zehn Jahren wurden im Rahmen des landesplanerischen Genehmigungsverfahrens die grundlegenden wasserwirtschaftlichen Fragen für die Anlage des Tagebaurestsees Inden geklärt. Nach Ende der Braunkohlegewinnung im Tagebau Inden wird das entstandene Massendefizit nach 2030 in einem Zeitraum von 20 bis 25 Jahren mit Wasser befüllt werden. Die Machbarkeit einer dazu vorgesehenen Wasserentnahme aus der Rur im Abgleich mit den ökologischen und gewässermorphologischen Zielgrößen des Gewässers sowie den industriellen Nutzungsansprüchen konnte mit Hilfe eines Flussgebietsmodelles nachgewiesen werden.

Im Rheinischen Braunkohlerevier werden heute aus drei aktiven Tagebauen jährlich knapp 100 Mio. t Kohle gefördert. Mit einer Jahresleistung von ca. 70 TWh/a tragen die Braunkohlekraftwerke rund 40 % der Stromversorgung von Nordrhein-Westfalen bei. Bei einer Jahresförderung von ca. 20 Mio. t Kohle ist der Tagebau Inden der kleinste Tagebau im Rheinischen Revier, sein Kohlevorrat von 0,4 Mrd. t reicht voraussichtlich bis zum Jahr 2030. Damit erreicht der Tagebau Inden ca. 15 Jahre früher als die beiden Tagebaue Hambach und Garzweiler seinen Endstand.
Für die Tagebaue Hambach und Garzweiler ist aufgrund der Größe der Restlöcher nach der Auskohlung die Anlage von Restseen mit Zuführung von Rheinwasser zur Befüllung seit Planungsbeginn vorgesehen. Demgegenüber war für den Tagebau Inden ursprünglich eine vollständige Verfüllung mit Massen aus dem Tagebau Hambach festgeschrieben. Auf Initiative der ortsanliegenden Gemeinde Inden wurden bestehende Planungen für die Anlage eines Restsees wieder aufgegriffen. Nach einem zehnjährigen Planungs- und landesplanerischen Genehmigungsprozess ist nunmehr entschieden, dass auf den Tagebau Inden der erste große Restsee im Rheinischen Revier folgen wird. Die 3-D-Modelldarstellung des Sees zeigt die drei Siedlungsbereiche, die zukünftig zu Anliegern des Sees werden. Bereits ca. fünf Jahre nach Beginn der Befüllung wird der See einen Füllstand erreicht haben, der Erholungsnutzungen im Bereich von zwischenzeitlich nutzbaren Seeböschungen zulässt. So wird zwischen den beiden größeren Ortschaften Inden und Merken ein flacher sandiger Seezugang erstellt, der bereits während der Befüllphase eine Badenutzung ermöglicht. Nach vollständiger Füllung wird der See mit einer Fläche von 11,8 km² eine umlaufende flache Uferzone mit einer Neigung von 1:20 besitzen. Die regionalen Beteiligten haben sich bereits heute zu einer Masterplanung zusammengeschlossen und die künftigen Nutzungszonen des Sees abgestimmt. Auf einen Seebereich sollen sich die menschlichen Nutzungen, die vom Wohnen am und auf dem Wasser über alle Arten des Wassersportes bis zur Badenutzung reichen, konzentrieren. Hierdurch werden in einem ersten Schritt die wirtschaftlichen Potentiale konkretisiert, die bereits in vorlaufenden Studien ermittelt wurden. Daneben sind Vorranggebiete für den Arten- und Biotopschutz sowie eine ruhigere Naherholung vorgesehen. Hier wird auch eine etwa 6 ha umfassende Flachwasserzone liegen, aus der heraus der Seeauslauf erfolgen wird.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft 1-2/2013 (Januar 2013)
Seiten: 6
Preis: € 10,90
Autor: Dr.-Ing. Andreas Wagner
Dr. Uwe Koenzen
Dr.-Ing. Hubert Lohr
Regina Hemmann
Dipl.-Ing. Joachim Lange
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.