Welche Abfälle eignen sich zur Kofermentation in Faultürmen?

Zur Verbesserung der Ausnutzung bestehender Investitionen von Kläranlagen ist die Kofermentation von organischen Abfällen zurzeit ein großes Thema. Dabei wird leicht übersehen, dass die Kofermentation nicht nur positive Aspekte, wie eine Erhöhung des Biogasertrages, aufweist. Denn mit den Bioabfällen werden auch Stoffe eingetragen, die die Reinigungskapazität der Kläranlage zusätzlich belasten. Das ist auch dann der Fall, wenn diese Substrate direkt dem Faulturm zugeführt werden.

Mit den Bioabfällen werden in der Regel nicht unerhebliche Mengen an Proteinen zugeführt, die sich als zusätzlichen TKN- Konzentration in der Belebung wieder finden und die Stickstoffreinigungskapazität der Kläranlage überfordern können. Die Folge sind erhöhte Ablaufwerte, die generell unerwünscht sind. Die im Titel gestellte Frage kann deshalb keine einfache Antwort finden. Die Antwort kann nur für die betroffene Kläranlage gefunden werden, da in die Beurteilung die praktizierte Betriebsführung, die Auslastung des Faulturms und die Kapazitäten zur Stickstoffelimination betrachtet werden müssen. Die Kofermentation muss grundsätzlich so betrieben werden, dass die vorrangige Aufgabe der Kläranlagen, die Reinigung der kommunalen Abwässer, nicht beeinträchtigt oder gar gefährdet wird.
Die Auswahl der Abfälle kann deshalb nur in einer Gesamtbetrachtung durchgeführt werden, bei der die Einflussgrößen aus dem Abfall auf die betroffenen Anlagenbereiche untersucht und beurteilt werden. Besonderes Augenmerk ist dabei auf die Biochemie des Faulturms zu legen, weil die Erfahrungswerte aus der Klärschlammvergärung nicht auf die Abfälle extrapoliert werden können. Als unverzichtbar hat sich die Analyse der Biochemie mit BioTip erwiesen, die es ermöglicht das Verhalten der Faulraumbiologie und insbesondere die Stabilität des Prozesses unter den veränderten Bedingungen der Abfallverwertung zu beurteilen.



Copyright: © BIUKAT - Bayerisches Institut für Umwelt- und Kläranlagentechnologie e.V.
Quelle: 2. Moosburger Umwelttechnikforum (November 2008)
Seiten: 10
Preis: € 0,00
Autor: Dr. Ing. Klemens Finsterwalder
 
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