REACH und Gemische: Vorgaben der Verordnung und Handlungsmöglichkeiten für Stoffhersteller und Formulierer

Die sichere Verwendung von Chemikalien ist eines der Hauptziele von REACH. Stoffsicherheitsbeurteilungen von Stoffen sind daher von zentraler Bedeutung. In ihnen wird der gesamte Lebenszyklus eines Stoffes bewertet. In sehr vielen Fällen werden Stoffe in Gemischen eingesetzt. Dann sind auch diese Verwendungen mit zu betrachten und ggf. Expositionsszenarien für Verwendungen gefährlicher Stoffe zu erstellen. Hieraus ergeben sich neue Anforderungen nicht nur für Hersteller und Importeure sondern auch für Formulierer von Gemischen.
In diesem Übersichtsbeitrag werden die Aufgaben und Verpflichtungen dargestellt, die sich unter REACH für die verschiedenen Akteure ergeben, die mit Gemischen zu tun haben. Es wird außerdem ein abgestimmtes Konzept sowohl für die Bewertung von Gemischen als auch für die Erstellung von erweiterten Sicherheitsdatenblättern vorgestellt, das auf der Auswahl von Leitsubstanzen basiert. Zentrale Frage ist dabei, wie ein Formulierer bei der Bewertung eines Gemisches praktisch vorgehen sollte. Wie kann er geeignete Risikomanagement-Maßnahmen und Anwendungsbedingungen für das von ihm hergestellte Gemisch ermitteln und mit dem Sicherheitsdatenblatt kommunizieren? Welche Handlungsoptionen gibt es?

Die meisten chemischen Produkte sind Gemische. Sie werden aus Stoffen oder anderen Gemischen hergestellt. Oft sind sie auch direkt das Ergebnis eines Produktionsprozesses (etwa wenn ein Stoff in einer Lösung hergestellt wird).
Für die Verwendung eines Gemisches gelten häufig andere Anwendungsbedingungen und andere Risikomanagement- Maßnahmen als für den Einzelstoff.
Die sichere Verwendung von Chemikalien ist eines der Hauptziele von REACH. Stoffsicherheitsbeurteilungen von Stoffen sind daher von zentraler Bedeutung. In ihnen wird der gesamte Lebenszyklus eines Stoffes bewertet. Da in sehr vielen Fällen Stoffe während ihres Lebenszyklus in Gemischen eingesetzt werden, sind auch diese Verwendungen in den Stoffsicherheitsbeurteilungen mit zu betrachten.
REACH bezieht sich in erster Linie nicht auf Gemische, sondern auf einzelne Stoffe. Es gibt nur wenige REACHVorgaben, die direkt Gemische betreffen. So sind z. B. Sicherheitsdatenblätter auch für gefährliche Gemische zu erstellen. Hersteller von Gemischen müssen bei der Erstellung ihrer Sicherheitsdatenblätter die Informationen zu den Rohstoffen berücksichtigen, die ihnen von ihren Lieferanten mitgeteilt wurden. Der Umfang dieser Informationen nimmt unter REACH zu. Wie die Berücksichtigung aussehen kann, ist seit Jahren ein wichtiger europäischer Diskussionspunkt - für Stoffhersteller, Formulierer und Anwender von Gemischen.
In diesem Übersichtsartikel wird zunächst dargestellt, welche REACH-Anforderungen sich auf Gemische beziehen und welche Pflichten sich daraus für die REACH-Akteure ergeben (Punkte II.-V.). Im zweiten Teil geht es um Expositionsszenarien für Gemische und die Konsequenzen für die Gestaltung von erweiterten Sicherheitsdatenblättern (Punkte VI. und VII.). Der dritte Teil befasst sich mit Möglichkeiten, bei Gemischen mit vielen Inhaltsstoffen Schwerpunkte bei der Erstellung der Sicherheitsdatenblätter zu setzen (Punkte VIII. und IX.). Zum Abschluss gehen wir auf den Informationsaustausch zwischen Formulierern und Registranten zu Gemischen ein.
Die Diskussion praktischer Details, besonders in Bezug auf Sicherheitsdatenblätter für Gemische und identifizierte Verwendungen von Stoffen sowie Expositionsszenarien, zwischen Behörden und Industrie (Registranten sowie Anwendern) hat gerade erst begonnen. Dies bedeutet, dass sich erst mit wachsender praktischer Erfahrung und der Klärung von Interpretationsfragen praktische Vorgehensweisen endgültig etablieren werden, die ggf. von der aktuellen Momentaufnahme dieses Übersichtsbeitrags abweichen können.



Copyright: © Lexxion Verlagsgesellschaft mbH
Quelle: StoffR 05/2012 (Oktober 2012)
Seiten: 13
Preis: € 25,00
Autor: Prof. Dr. Dirk Bunke
Dr. Klaus Schneider
Dr. Angelika Hanschmidt
Dr. Michael Lulei
 
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