Herstellung der Durchgängigkeit des Mündungsdeltas der Rur in die Maas

Das Mündungsdelta der Eifel-Rur in die Maas befindet sich in der niederländischen Stadt Roermond und besteht heute aus zwei Gewässerarmen. Während die Stadtrur durch die Wasserkraftanlage ECI-Centrale genutzt wird, dient der Hambeek im Wesentlichen der Hochwasserabfuhr. Bis zum Jahr 2007 bestand nur im Hambeek eine Fischaufstiegsanlage, deren Einstieg jedoch schlecht auffindbar war. Weiterhin zeigten fischereibiologische Untersuchungen eine eingeschränkte Passierbarkeit. An der Wasserkraftanlage, die während der überwiegenden Zeit des Jahres den größten Abflussanteil des Deltas aufweist, bestand keine Fischaufstiegsanlage. Wegen der Bedeutung der Eifel-Rur als wichtiges Nebengewässer der Maas wurden beide Gewässerarme in einem gemeinsamen Projekt mit großzügig dimensionierten Fischaufstiegsanlagen entsprechend den aktuellen niederländischen Standards ausgerüstet, so dass heute die Durchgängigkeit des gesamten Mündungsdeltas gegeben ist.

Die Eifel-Rur (niederländisch: Roer) entspringt in Belgien, führt auf deutscher Seite durch die Nordeifel und mündet in den Niederlanden in Roermond in die Maas. Das Einzugsgebiet beträgt allein in Nordrhein-Westfalen (NRW) 2 250 km², die Gesamtfließlänge inklusive der Nebengewässer liegt bei 815 km. Im Bereich von Roermond gehören sowohl die Maas als auch die Rur zur Barbenregion.
Die Eifelrur ist ein historisches Laichgewässer von Lachs und Meerforelle innerhalb des internationalen Flussgebietes der Maas. Sie wurde in NRW als Programmgewässer des Wanderfischprogramms und als anadromes Vorranggewässer ausgewählt.
Die Zustandsbewertung nach WRRL zeigt für den Unter- und Mittellauf erhebliche strukturelle Defizite. Im Oberlauf wird die Rur insbesondere durch Talsperren geprägt. Fehlende Durchgängigkeit, strukturelle Überformung der Gewässer und bereichsweise noch vorhandene Gütedefizite ziehen unmittelbare negative Folgen für die Fischfauna nach sich, aber auch Sedimentbelastungen mit Schwermetallen aufgrund ehemaliger bergbaulicher oder industrieller Nutzungen sowie Belastungen des Sediments mit organischen Stoffen erschweren lokal die Reproduktion.
Für die anadromen Arten Lachs und Meerforelle ist die Rur das erste erreichbare potenzielle Laichhabitat von der Nordsee aus. Alle weiteren Habitate liegen in Belgien und Frankreich, d. h. wesentlich weiter flussaufwärts. Die Zahl der bis dorthin zu überwindenden Querbauwerke in der Maas ist erheblich höher.
Für die Erreichung der Entwicklungsziele entsprechend der WRRL und die Wiederansiedlung von Lachs und Meerforelle ist neben der Verbesserung der Gewässerstruktur und der Herstellung der Durchgängigkeit einer Vielzahl von Querbauwerken insbesondere die Anbindung des Gewässers Rur an die Maas von herausragender Bedeutung.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft 7-8 / 2012 (Juli 2012)
Seiten: 6
Preis: € 10,90
Autor: Dipl.-Ing. Gereon Hermens
Dipl.-Ing. Rita Keuneke
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren



Diese Fachartikel könnten Sie auch interessieren:

Die Gesetzentwürfe zur Umsetzung der Renewable Energy Directive (RED III) in deutsches Recht
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (8/2024)
Der europäische Gesetzgeber hat Ende 2023 nach umfangreichen Verhandlungen die Novellierung der Erneuerbare- Energien-Richtlinie beschlossen. Die Änderungen durch die Richtlinie (EU) 2023/2413 (REDIII) sollen den beschleunigten Ausbau Erneuerbarer Energien fördern, um die Treibhausgasemissionen im Energiesektor zu reduzieren.

Pumpspeicher - Besser als ihr Ruf?
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (4/2024)
Gemäß der Taxonomie-Verordnung müssen Pumpspeicher als einzige Energiespeichertechnologie nachweisen, dass ihre Treibhausgasemissionen während ihres Lebenszyklus geringer als 100 g CO2 pro kWh sind. Nachfolgend werden Lebenszyklusanalysen eines Pumpspeichers, einer Batterie sowie eines Wasserstoffspeichers durchgeführt und miteinander verglichen. Darüber hinaus wird auf den zukünftigen Rohstoffbedarf sowie geo-, ressourcen- und industriepolitische Herausforderungen durch die neuen Energiespeichertechnologien hingewiesen.

Der Energiespeicher Riedl als Projekt von vorrangigem europäischem Interesse
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2023)
Das Pumpspeicherkraftwerk Energiespeicher Riedl mit einer Leistung von 300 MW befindet sich seit dem Jahr 2012 im Genehmigungsverfahren. Das Vorhaben wurde von der Europäischen Kommission mehrmals auf die unionsweite Liste der Projekte von gemeinsamem Interesse aufgenommen. Damit wird dem Projekt ein Vorrangstatus zuerkannt, der die Erforderlichkeit des Vorhabens in energiepolitischer und klimabezogener Hinsicht begründet.

Mare clausum? AWZ-Raumordnungsplan ohne freien Raum für Meeresnatur
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2023)
Das internationale Seerecht, die United Nations Convention on the Law of the Sea1 (UNCLOS oder LOSC), auf Deutsch das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (SRÜ),2 gewährt den Küstenstaaten jenseits des Küstenmeers in der ausschließlichenWirtschaftszone (AWZ) souveräne Rechte zum Zwecke der Erforschung und Ausbeutung, Erhaltung und Bewirtschaftung der lebenden und nichtlebenden natürlichen Ressourcen der Gewässer über dem Meeresboden, des Meeresbodens und seines Untergrunds sowie hinsichtlich anderer Tätigkeiten zur wirtschaftlichen Erforschung und Ausbeutung der Zonewie der Energieerzeugung ausWasser, Strömung undWind (Art. 56 Abs. 1 lit. aSRÜ).FlankiertwerdendieseRechtedurchPflichten, nicht nur durch die inkorporierte rechtliche Verpflichtung zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen, sondern auch zum Schutz (protection) derMeeresumwelt, wozu das SRÜ entsprechende Hoheitsbefugnisse gewährt (Art. 56 Abs. lit. b iii SRÜ).

Alpine Kleinwasserkraft: Gewässerökologie und Mehrwert für die Region
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (5/2023)
Als Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung werden leinwasserkraftanlagen (KWKA) erhalten, ausgebaut und an geeigneten Standorten auch neu erstellt. Heutzutage gelten Anlagen bis 10 MW installierter Leistung international als KWKA [1]. In den Jahren 2013 bis 2019 stieg deren installierte Leistung weltweit von 71,0 auf 78,0 GW (+9,9 %) und in Europa von 17,8 auf 19,7 GW (+10,7 %) [1].

Login

Literaturtip:
 
zu www.energiefachbuchhandel.de
 

 
Tagungsband vom 12. Anwenderforum Kleinwasserkraftwerke 2009 / OTTI e.V.