Zu den Wechselwirkungen einer möglichen Einführung des Instruments 'Weißer Zertifikate' mit bekannten Marktmechanismen - Eine Chance des Europäischen Emissionshandels?
Energieeffizienz ist ein zentrales Element der EU-Strategie Europa 2020 für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum und des Übergangs zur einer ressourceneffizienten Wirtschaft, denn Energieeffizienz wird als eine der kosteneffektivsten Möglichkeiten angesehen, die Energieversorgungssicherheit zu verbessern und die Emissionen von Treibhausgasen und anderen Schadstoffen zu senken.
Da die Energiepolitik der Bundesrepublik in die energiepolitischen Leitlinien der Europäischen Union eingebettet ist, sind im deutschen Energiekonzept für eine umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung vom 28.9.2010 (Energiekonzept 2050) Zielvorgaben enthalten, mit denen die wichtigsten strategischen Ziele der deutschen Energie- und Klimapolitik langfristig festgelegt werden. Diese stützen sich auch auf Energieeffizienz bzw. Energieeinsparmaßnahmen. Dem Konzept nach sollen die Treibhausgasemissionen gegenüber dem Basisjahr 1990 bis 2020 um 40% und entsprechend der Zielformulierung der Industriestaaten bis 2050 um mindestens 80% reduziert werden. Die jeweiligen Teilziele sind erreicht, wenn die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 %, bis 2040 um 70 % und bis 2050 um 80 bis 95 % reduziert wurden. Auch soll der Primärenergieverbrauch bis zum Jahr 2020 um 20 % und bis 2050 um 50 % sinken. Um diese Zielvorgaben erreichen zu können, soll die Energieproduktivität durchschnittlich auf 2,1 % pro Jahr bezogen auf den Endenergieverbrauch erhöht werden und der Stromverbrauch gegenüber 2008 bis 2020 um 10 % und bis 2050 um 25 % sinken.
Um diese ambitionierten energie- und klimapolitischen Ziele überhaupt erreichen zu können, müssen auch bislang noch nicht genutzte Möglichkeiten der Energieeinsparung angedacht werden. So heißt es im Energiekonzept 2050, dass unter Berücksichtigung der bereits in verschiedenen EU Mitgliedstaaten gewonnenen Erfahrungen geprüft werden soll, ob mit dem Instrument des weißen Zertifikates (Tradeable White Certificates - TWC), analog zum Emissionshandel, kostengünstige Einspar- und Effizienzpotenziale erschlossen werden können und welche Synergieeffekte mit bereits wirksamen Instrumenten möglich sind.
Dieser Beitrag erörtert die möglichen Chancen der Einführung eines Systems weißer Zertifikate, indem vor dem Hintergrund seiner historischen Entwicklung und Erfahrungen aus europäischen Mitgliedstaaten auf die Chancen und Möglichkeiten, aber auch auf Wechselwirkungen dieses Mechanismus mit dem bereits genutzten Instrument des EU ETS in seiner durch die Richtlinien 2008/101/EG12 (Luftverkehrsrichtlinie) und 2009/29/EG13 (Ergänzungsrichtlinie) geänderten Fassung eingegangen wird.
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