Gefährlicher Mülltourismus: Bhopal-Giftmüll soll in Deutschland entsorgt werden

Jahrelang betrieb das amerikanische Unternehmen Union Carbide im indischen Bhopal eine Fabrikanlage zur Herstellung von Pestiziden, bis im Dezember 1984 ein katastrophaler Zwischenfall Tausenden von Menschen das Leben kostete. Nun sollen Giftmüll-Rückstande, die in den verlassenen Industrieruinen noch lagern, nach Deutschland transportiert und hier fachgerecht beseitigt werden.

(06.08.12) Im Dezember 1984 kam es im indischen Bhopal zu einer katastrophalen Tragödie, als im Chemiewerk von Union Carbide Methylisocyanat austrat und sich als todbringende Wolke über die Slums der Stadt ausbreitete. Schätzungen zufolge starben etwa 8000 Menschen unmittelbar und weitere 15.000 an den Spätfolgen. Das flüchtige Methylisocyanat ist längst verweht, aber noch immer lagern Hunderte von Tonnen an Pestiziden wie Carbaryl, Aldicarb und Lindan, die die Firma einst produzierte, in den Ruinen des Chemiewerks und gammeln in rostigen Fässern und undichten Behältern vor sich hin. Inzwischen sind Boden und Grundwasser hoch mit den gesundheitsschädlichen Pestizidrückständen und Schwermetallen wie Quecksilber und Chrom belastet. Die indische Regierung hat nun, fast 30 Jahre nach der Katastrophe, die staatliche deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) damit beauftragt, rund 350 Tonnen mit Carbaryl und Hexachlorhexan sowie Lösungsmitteln und Schwermetallen belasteten Boden zu entsorgen. Bei der kontaminierten Erde handelt es sich nicht um Sondermüll aus dem Chemieunfall von 1984, sondern zum Beispiel um Insektizide aus der Landwirtschaft. Es geht also um weitaus weniger gefährliche Stoffe, die aber dennoch den Menschen vor Ort erheblichen Schaden zufügen...


Unternehmen, Behörden + Verbände: Union Carbide, Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser und Rohstoffwirtschaft e. V. (BDE), BUND, Greenpeace Deutschland, Bundesumweltministerium (BMU)
Autorenhinweis: Dr. Martin Mühleisen, Gaiberg
Foto: J. Nitzsche / pixelio.de



Copyright: © Deutscher Fachverlag (DFV)
Quelle: Juli/August 2012 (August 2012)
Seiten: 1
Preis: € 0,00
Autor: Dr. Martin Mühleisen
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Bedeutung und Grenzen der Produktverantwortung für den Klimaschutz
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2024)
Klimaschutz prägt das Kreislaufwirtschafts- und Abfallrecht durchgehend. Er spielt etwa eine mehrfache Rolle bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen.1 Umgekehrt hat die Kreislaufwirtschaft eine sehr bedeutsame Rolle für den Klimaschutz. Das BVerfG spricht in seinem Klimabeschluss eigens die Änderung von Produktionsverfahren zur Klimaneutralität an: Der Gesetzgeber muss u.a. frühzeitig aufzeigen, welche Produkte erheblich umzugestalten sind. Zwar hat er dabei eine weitgehende Gestaltungsfreiheit. Jedoch ist eine Politik zu entwickeln, die insgesamt die selbst gesetzten Klimaziele zu erreichen verspricht.

Pumpspeicher - Besser als ihr Ruf?
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (4/2024)
Gemäß der Taxonomie-Verordnung müssen Pumpspeicher als einzige Energiespeichertechnologie nachweisen, dass ihre Treibhausgasemissionen während ihres Lebenszyklus geringer als 100 g CO2 pro kWh sind. Nachfolgend werden Lebenszyklusanalysen eines Pumpspeichers, einer Batterie sowie eines Wasserstoffspeichers durchgeführt und miteinander verglichen. Darüber hinaus wird auf den zukünftigen Rohstoffbedarf sowie geo-, ressourcen- und industriepolitische Herausforderungen durch die neuen Energiespeichertechnologien hingewiesen.

Erfahrungen bei der Beratung von Vergärungs- und Kompostierungsanlagen
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2024)
Die Verwendung von Biogut- und Grüngutkompost ist eine Möglichkeit, Nährstoffdefizite im Ökolandbau zu vermeiden sowie die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und sogar zu steigern.