Editorial: Mir san mir

Nur zu oft fühlen wir Deutsche uns als Nabel der Welt. Meist zu unrecht und etwas mehr Bescheidenheit täte uns oft besser. Im Mai dieses Jahres darf das aber ruhig anders sein, dürfen wir uns mal wieder an die Brust klopfen in Sachen Umwelt, Umweltschutz und Umwelttechnologien. 'Mir san mir' hört man häufig aus der Chefetage von Bayern München (in dieser Saison vielleicht etwas leiser als sonst), doch das Motto darf auf der IFAT ENTSORGA 2012 ruhig auf die gesamte deutsche Umweltindustrie bezogen werden.

Foto: Privat(30.04.2012) Spätestens dann, wenn sich durch 16 randvolle Messehallen die Menschenmassen entlang schieben, die übervollen U-Bahnen die gut 100.000 Messebesucher eine Woche lang zum Neuen Messegelände transportieren, ja dann ist wieder Messezeit in Bayerns Metropole. Die ganze internationale Branche schaut nach München, wenn die weltweit größte Umweltmesse ihre Tore öffnet. In diesem Jahre wird es um weit mehr gehen, als um die klassischen Themen Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft.
Es wird mit Sicherheit auch um das Thema Energie gehen und vor allem ausländische Besucher werden mit großem Interesse verfolgen, ob und wenn ja wie Deutschland die Energiewende schaffen wird. Hier sind wir mitten in einem ganz großen Strukturwandel, der vielleicht sogar in Deutschland seinen Ursprung hat und ganz gewiss von globaler Reichweite sein wird. Einerseits ist es die Rohstoffwende, bei der vorwiegende kleine und mittlere Unternehmen als Recycling-Dienstleister zu unverzichtbaren Rohstofflieferanten für moderne Volkswirtschaften werden. Andererseits krempelt die Energiewende unsere Volkswirtschaft radikal um. Eine Art industrielle Revolution, die nicht unsere Industriegesellschaft gefährdet, wie unverbesserliche Atomlobbyisten verbreiten, sondern im Gegenteil Arbeitsplätze sichern, den Klimaschutz verfolgen und vor allem einen ungeheuren Technologiesprung auslösen. Hunderttausende von Bundesbürgern, privaten Gesellschaften und Kommunen wurden schon zu Energielieferanten, identifizieren sich mit hohen privaten Investitionen mit der Stromerzeugung und haben einen Boom ausgelöst, den niemand für möglich gehalten hat. Leider bekommt die Politik inzwischen Angst vor der eigenen Courage und versetzte unlängst mit ihren EEG-Beschlüssen der eh schon schwächelnden Solarindustrie den finalen Todesstoß, anstatt dem unseriösen Wirtschaftsgebaren des chinesischen Staates und seiner Subventionspolitik zu Lasten der deutschen Solarindustrie durch Schutzzölle Einhalt zu gebieten.
Klar ist aber auch, dass wir in Deutschland eine massive Netzmodernisierung und leistungsfähige Speichersysteme brauchen. Und hier spielt die Abfallwirtschaft auf lokaler Ebene schon heute eine große Rolle, denn grundlastfähige MVAs und EBS-Kraftwerken sind CO2-neutrale Bausteine unseres Energiemixes. Und es handelt sich um vorzeigbare Technologien, die im Ausland auf großes Interesse stoßen, womit wir wieder beim Thema IFAT ENTSORGA wären.
Die Redaktion wünscht allen Ausstellern und Besuchern eine erfolgreiche Messe, anregende und fruchtbringende Gespräche und Kontakte, und natürlich freuen wir uns, wenn Sie uns auf unserem Messestand 120 in Halle B1 besuchen.
Denn auch wir haben Neuigkeiten - zum Beispiel das ‚Trendbook Umwelttechnologien 2012/2013’, das wir zur Messe erstmals präsentieren und dort auch zum Messesonderpreis verkaufen.


Autorenhinweis: Martin Boeckh
Foto: Privat



Copyright: © Deutscher Fachverlag (DFV)
Quelle: April/Mai 2012 (April 2012)
Seiten: 1
Preis: € 0,00
Autor: Martin Boeckh
 
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