Schwer verdauliche Kost: Kompostierbare Plastiktüten werden von Entsorgern kritisch betrachtet
Biologisch abbaubare Kunststoff-Tüten haben derzeit einen schweren Stand. In der Kompostierung ebenso wie beim stofflichen Recycling werden sie als störend empfunden. Dabei sind sie umweltpolitisch durchaus erwünscht, sofern sie überwiegend aus nachwachsenden Pflanzen erzeugt werden und so den endlichen Rohstoff Öl ersetzen.

(11.06.2012) Genau zwei Wochen und schon war der Spuk um die kompostierbaren Kunststoffbeutel fürs Erste vorbei. Am 11. April 2012 warf die Deutsche Umwelthilfe (DUH, Berlin) Aldi Nord und Süd sowie Rewe Verbrauchertäuschung vor. Grund: Die Handelsketten würden für ihre Einwegtüten aus so genanntem Bioplastik mit den Argumenten werben, die Tragetaschen seien ‚so weit wie möglich aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt‘ und ‚100 Prozent kompostierbar‘. 'Doch die angeblich ‚grünen‘ Plastiktüten helfen der Umwelt nicht, im Gegenteil. Sie werden nicht kompostiert, lassen sich auch nicht recyceln und bestehen hauptsächlich aus Erdöl', kritisierte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Einen Tag später, am 12. April, sprang die Victorgroup (Frechen/Köln), die die Bio-Taschen für Rewe und Aldi in ihrem Werk im brandenburgischen Neuruppin herstellt, ihren Kunden bei und sicherte die Kompostierbarkeit zu. Noch am gleichen Tag setzte jedoch Rewe den Verkauf der Plastiktüten aus 'bis neue Erkenntnisse vorliegen'. Man wolle die Kunden nicht verunsichern und werde die Kompostierbarkeit erneut sorgfältig prüfen lassen, heißt es in der Presseerklärung. Gleichzeitig verteidigte Rewe die Einführung der Tüten: 'Wir wollten einen Beitrag leisten, dass weniger fossile Ressourcen wie Mineralöl eingesetzt werden.' Bei Aldi blieb zunächst jegliche Reaktion aus...
Unternehmen, Behörden + Verbände: BASF AG; Deutsche Umwelthilfe (DUH, Berlin); Aldi Einkauf GmbH & Co. OHG (Essen, Mülheim/Ruhr); Rewe Markt GmbH (Köln); bvse e.V.; Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK); Verband der Humus- und Erdenwirtschaft Region Nord e.V. (Hannover); Danone (Paris); NaterWorks (Minnetonka/Minnesota, USA); Repla Cycle GmbH (Herborn); Victorgroup (VICTOR Güthoff & Partner GmbH, Frechen)
Autorenhinweis: Heinz-Wilhelm Simon, Berlin
Foto: BASF
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