Maßnahmen zur Gewährleistung der Auffindbarkeit des Doppelschlitzpasses Geesthacht

Die Auffindbarkeit ist entscheidend für die Funktionsfähigkeit einer Fischaufstiegsanlage. Dies ist im Fall des neu erbauten Doppelschlitzpasses am Nordufer der Staustufe Geesthacht durch eine uferseitige, sackgassenfreie Lage des Einstiegs unmittelbar auf Höhe des Wehrkörpers, fünf Zuwässerungsrinnen in den festen Wehrfeldern der Stauanlage zur Erzeugung von Leitströmungen sowie eine sohlengleiche Anbindung des Fischpasses zum Flussbett der Elbe sichergestellt. Zudem wird der Einfluss tidebedingter Wasserstandsschwankungen auf die Leitströmung im neuen Fischpass durch variable Zusatzdotationen kompensiert.

Während in ungestauten Fließgewässern die gesamte Gewässerbreite für die Wanderung aquatischer Organismen zur Verfügung steht, decken Fischaufstiegsanlagen an Stauanlagen nur einen kleinen Teil des Wanderkorridors im Gewässer ab und haben damit den Charakter eines Nadelöhrs. Aus diesem Grund können Fischaufstiegsanlagen die stromaufwärts gerichteten Wanderungen nie im selben Umfang gewährleisten, wie sie in frei fließenden Gewässern stattfinden. Durch eine korrekte Anordnung der Fischaufstiegsanlage im Gewässerquerschnitt sowie eine den Anforderungen der Fische entsprechende Ausgestaltung des Einstiegs im Unterwasser kann die Auffindbarkeit jedoch optimiert werden.
Seit über 100 Jahren ist bekannt, dass die Auffindbarkeit eine wesentliche Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit einer Fischaufstiegsanlage ist. So formulierte Paul Gerhardt bereits im Jahr 1912 im Handbuch der Ingenieurwissenschaften: 'Von der größten Wichtigkeit bei der Anlage eines Fischweges ist die Lage und Beschaffenheit der unteren Ausmündung. Es sind nämlich bei jedem Fischwege zwei Aufgaben zu lösen: die erste ist die, den Fisch in den Weg hineinzubringen, die zweite, ihn darin aufwärts zu führen. Die erste Aufgabe ist wichtiger als die zweite, denn von ihrem Gelingen hängt der Erfolg der zweiten ab. Sie ist außerdem auch viel schwieriger, weil bei ihrer Lösung auf die Gewohnheiten der Fische sorgfältig Rücksicht genommen werden muss.'
Bei der Planung der neuen Fischaufstiegsanlage am Wehr Geesthacht wurde konsequent nach dieser Logik verfahren: Zunächst erfolgte, wie nachfolgend beschrieben, die Festlegung der besten Einstiegsposition in einen Fischpass unter den im Unterwasser des Stauwehres Geesthacht herrschenden hydraulischen Bedingungen. Erst in einem zweiten Planungsschritt wurden dann die Kriterien für die Gewährleistung der Passierbarkeit festgelegt und planerisch umgesetzt.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft 4 / 2012 (April 2012)
Seiten: 5
Preis: € 10,90
Autor: Dr. Ulrich Schwevers
Dipl.-Ing. Christof Neumann
 
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