Numerische Modelluntersuchungen im Rahmen der Planung der Fischaufstiegsanlage Geesthacht

Im Jahr 2010 wurde die größte beckenartige Fischaufstiegsanlage Europas am Wehr Geesthacht (Elbe) in Betrieb genommen. Seither passieren Fische unterschiedlichster Arten und Größen das Bauwerk. Die geometrische Gestaltung der als Doppelschlitzpass realisierten Anlage basiert auf umfangreichen Modelluntersuchungen, wobei neben der Strömungscharakteristik innerhalb der Anlage insbesondere auch standortspezifische sowie betriebliche Aspekte zu analysieren und in das Gesamtkonzept zu integrieren waren. Aufgrund der komplexen hydraulischen Randbedingungen sowie der hohen fischökologischen Anforderungen kam eine hybride Vorgehensweise mit numerischer Strömungsmodellierung in Verbindung mit physikalischen Modellversuchen zum Einsatz, wobei sich umfangreiche Synergieeffekte sowie eine gute Prognosefähigkeit der numerischen Simulation zeigten.

Zur Sicherstellung der Funktionsfähigkeit der FAA Geesthacht waren im Rahmen lische, bautechnische und fischökologische Fragestellungen zu analysieren. Zu deren Beantwortung kam ein innovatives, hybrides Untersuchungskonzept, bestehend aus numerischen, physikalischen und ethohydraulischen Modellen, zum Einsatz.
Die im Rahmen dieses Artikels vorgestellten numerischen Analysen lieferten in diesem Kontext wesentliche Ergebnisse sowie Randbedingungen für die vielfach darauf aufbauende physikalische Modellierung. Des Weiteren trugen sie in hohem Maße dazu bei, das Gesamtverständnis bzgl. der Hydraulik derartiger beckenartiger FAA zu erweitern. Insbesondere durch die Kombination mit den physikalischen Laboruntersuchungen und den ethohydraulischen Versuchen mit lebenden Fischen konnte das modelltechnische Potential derartiger Untersuchungen weitestgehend ausgeschöpft und die Anlagenplanung damit auf einem größtmöglichen Qualitätsniveau realisiert werden. Dies wird auch durch die Ergebnisse des mittlerweile seit über einem Jahr laufenden Monitorings nachdrücklich bestätigt.
Im Hinblick auf die im Zuge der Umsetzung der WRRL geforderten Anstrengungen zur Schaffung einer bestmöglichen ökologischen Durchgängigkeit an Stauanlagen kann die hier vorgestellte hybride Untersuchungsmethodik sicherlich richtungsweisend sein und sicherstellen, dass geplante Investitionen zielgerichtet eingesetzt werden und somit zu einer nachhaltigen Aufwertung unserer Gewässersysteme führen.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft 4 / 2012 (April 2012)
Seiten: 6
Preis: € 10,90
Autor: Dr.-Ing. Peter Oberle
Dr.-Ing. Mark Musall
Dipl.-Ing. Jochen Riesterer
Prof. Dr.-Ing. Franz Nestmann
 
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