Ergebnisse nach einem Jahr fischökologischen Monitorings am Doppelschlitzpass Geesthacht

Am Wehr Geesthacht findet seit Inbetriebnahme des neuen Doppelschlitzpasses ein umfangreiches Monitoring beider Fischaufstiegsanlagen statt. Tägliche Zählungen zeigen, dass der Doppelschlitzpass von etwa 8-mal mehr Individuen frequentiert wird, als das am gegenüber liegenden Ufer positionierte, alte Umgehungsgerinne. Auch das Artenspektrum ist mit 43 gegenüber 37 Arten umfangreicher. Mittels Transpondertechnologie werden zudem wichtige und vor allem artspezifisch unterschiedliche Erkenntnisse über die Auffindbarkeit der beiden Fischpässe gewonnen, wobei einige Arten den Doppelschlitzpass bevorzugen, andere das Umgehungsgerinne.

Das erste Betriebsjahr des neuen Doppelschlitzpasses erbrachte zahlreiche neue Erkenntnisse hinsichtlich der Funktion und Bedeutung der Fischaufstiegsanlagen am Wehr Geesthacht. Nicht nur die Zahl der Fische und Arten, die den neuen Fischpass überwunden haben, übertraf alle bisherigen Erwartungen, die sich an früheren Aufstiegszählungen am Umgehungsgerinne orientierten. Auch die Längenfrequenzen der Arten lassen bisher keinerlei Hinweise auf eine selektive Wirksamkeit erkennen. Nach allen bisher aufgestellten Kriterien ist damit die Funktionsfähigkeit des Doppelschlitzpasses Geesthacht gegeben.
Bemerkenswert ist, dass er für die meisten Arten sogar besser auffindbar ist als das großräumig wesentlich günstiger positionierte Umgehungsgerinne am anderen Ufer. Ganz offensichtlich resultiert die Auffindbarkeit damit aus einem Zusammenspiel groß- und kleinräumiger Effekte, das bislang erst ansatzweise verstanden ist. Auf jeden Fall ist das Fischverhalten im Unterwasser von Wanderhindernissen weit komplexer als bisher angenommen. So wurde durch Einsatz der Transpondertechnologie nachgewiesen, dass Fische keinesfalls ufertreu wandern, sondern vielmehr nach Belieben im Gewässerquerschnitt hin und her kreuzen, so dass nicht die Aufteilung der Fische in Nord- und Süduferwanderer über die Wahl der zum Aufstieg genutzten Anlage entscheidet, sondern deren Anbindung an die Wanderkorridore im Unterwasser. Hierbei bestehen offensichtlich beträchtliche artspezifische Unterschiede, so dass die Notwendigkeit einer zweiten Fischaufstiegsanlage am Wehr Geesthacht durch die Befunde des fischökologischen Monitorings im ersten Betriebsjahr des neuen Doppelschlitzpass vollumfänglich bestätigt wird.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft 4 / 2012 (April 2012)
Seiten: 9
Preis: € 10,90
Autor: Dr. Beate Adam
Markus Faller
Stefan Gischkat
Henrik Hufgard
M.Sc. Sven Löwenberg
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.