Das Oberharzer Wasserregal-Weltkulturerbe - Das bedeutendste vorindustrielle Energieversorgungssystem der Welt

Die UNESCO hat im Sommer 2010 die historische Oberharzer Wasserwirtschaft als Weltkulturerbe anerkannt. Diese Anerkennung erfolgte als Erweiterung der bestehenden Welterbestätte Erzbergwerk Rammelsberg und Altstadt von Goslar und bescheinigt dem Oberharz, ein Kulturdenkmal von weltweiter Einzigartigkeit und internationaler Bedeutung zu beheimaten. Mit dieser Anerkennung wurden erstmals Bauwerke des historischen Wasserbaus in Deutschland in die Liste der Welterbestätten eingetragen.

Über viele Jahrhunderte hinweg wurde im Oberharz intensiver Bergbau auf Silber, Blei und zuletzt auch Zink betrieben. Besonders der Abbau von Silber war lukrativ und ließ nicht nur die Bergwerksbetreiber davon profitieren: Das Königreich Hannover erzielte im 17. und 18. Jahrhundert zeitweise 70 % seiner Steuereinnahmen aus dem Oberharzer Bergbau. Um im industriellen Maßstab und in hohen Teufen Bergbau betreiben zu können, war ein zuverlässiges Energieversorgungssystem erforderlich. Neben der Muskelkraft durch Menschen oder Pferde - die aber schnell erschöpft war - erzeugte man die erforderliche Energie zu einem sehr großen Teil über mehrere Jahrhunderte mit Wasserkraft.
Durch archäologische Forschungen ist eine - wahrscheinlich primitive - Bergbautätigkeit bereits um 300 n. Chr. bekannt. Ausgrabungen zeugen von Schmelzplätzen aus dieser Zeit, an denen Oberharzer Erz verhüttet worden sein muss. Der erste Einsatz von Wasserrädern für den Bergbau kann für das 13. Jahrhundert im Pandelbachtal südöstlich von Seesen nachgewiesen werden. Zu dieser Zeit wurde der Bergbau im gesamten Westharz durch Mönche des Klosters Walkenried wesentlich geprägt, die bereits umfangreiche wasserbauliche Kenntnisse einbringen konnten. Durch die mittelalterliche Pest kam der Oberharzer Bergbau dann zunächst weitgehend zum Erliegen. Ab der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam es zu einer deutlichen, von den Landesherren forcierten Neubelebung des Bergbaues. Bereits zum Ende des 16. Jahrhunderts ist eine hohe Bauwerksdichte an kleinen Stauseen, Gräben und Wasserrädern im Raum Clausthal-Zellerfeld dokumentiert.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasser und Abfall 09/2011 (September 2011)
Seiten: 6
Preis: € 10,90
Autor: Dipl.-Ing. Justus Teicke
 
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