Die Renaturierung der baden-württembergischen Donau zwischen Mengen und Ulm

Im Jahr 1992 rief die Landesregierung Baden-Württemberg das Integrierte Donau-Programm (IDP) ins Leben. Auslöser waren die offenkundige ökologische Degradation der Donau sowie große Hochwasserschäden in den Jahren 1980 und 1990. Das IDP fordert, dass einerseits die Renaturierung dem Hochwasserschutz dient und andererseits Hochwasserschutzmaßnahmen die Renaturierung 'integrierend' voranbringen. Das Ziel der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) für das Jahr 2012/2015, der 'guten ökologische Zustand', wird nach Überzeugung der Verfasser in mindestens einem der drei Flusswasserkorper der Donau fristgerecht erreicht. Zugleich wird der nötige Hochwasserschutz erfüllt.

Der Beginn der Donau definiert sich durch den Zusammenfluss von Brigach und Breg bei Donaueschingen im Schwarzwald- Baar-Kreis, durch den sie 9 km zurücklegt. Sie fließt dann durch die Kreise Tuttlingen (49 km), Sigmaringen (59 km), Biberach (21 km), Alb-Donau (44 km) und schließlich den Stadtkreis Ulm (15 km). Im Folgenden liegt der Schwerpunkt im Alb-Donau- Kreis. Im 19. Jahrhundert baute man hier das Gewässer besonders streng aus, durch acht Wasserkraftanlagen entstand ein staugeregelter Fluss mit bis zu 6,2 km langen Ausleitungen. Dies hatte folgende Auswirkungen:
â–  Die Begradigungen verkürzten die Donau lokal bis zu 40 %. Über große Strecken verläuft sie in einem kanalartigen Flussbett, das sich mit zunehmender Tendenz und lokal gravierend eintieft. Als Folge davon sinkt der Grundwasserspiegel. Feuchte Aueflächen sind ausgesprochen rar geworden und auf Staustrecken oberhalb der Wasserkraftanlagen beschränkt.
â–  Aufgrund der Wasserkraftnutzung verbleiben bei einem MQ von 20 bis 45 m³/s nur 1,5 bis 4 m³/s als Mindestwasser im Mutterbett.
â–  Die Durchgängigkeit an den Wehren wird mit Nachdruck seit 1996 verfolgt. Von früher 36 Hindernissen im Regierungsbezirk Tübingen sind zwölf durchgängig und 13 derzeit im Verfahren, so dass in wenigen Jahren die Donau von Mengen (Landkreis Sigmaringen) bis zur bayerischen Grenze bei Ulm auf über 100 km für Fische und Kleintiere durchgängig sein wird. Die Fische können dann aufwärts wandern, für den Fischabstieg läuft seit 2009 ein Pilotprojekt in Beuron bei Sigmaringen.
â–  Die Gewässergüte (Makrozoobenthos) ist nahezu durchgehend gut (Gütestufe II, im Bereich der Donauversinkungen im ungünstigsten Fall II-III). Allerdings zeigen die Indikatoren der WRRL (submerse Makrophyten, Fische) und die Beurteilung der Morphologie deutliche Defizite auf.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft 1-2 / 2012 (Januar 2012)
Seiten: 5
Preis: € 10,90
Autor: Dr.-Ing. Ottfried Arnold
Dr. Hans-Helmut Klepser
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.