Physikalische Habitatmodellierung für die Bewertung ökologischer Auswirkungen des Schwellbetriebs

Die ökologischen Auswirkungen des Schwellbetriebs bei Wasserkraftanlagen sind, wenn auch in ihren Mechanismen noch nicht ausreichend erforscht, weitgehend bekannt und bestätigt. Eine betriebsbedingte Wasserführung mit täglich oder wöchentlich mehrfachen Abflussspitzen verursacht abrupte Änderungen der Wassertiefen- und Strömungsverhältnisse sowie Schwankungen der Wassertemperatur, beeinträchtigt die Wasserqualität sowie den natürlichen Feststofftransport und führt zu einer deutlichen Veränderung der Besiedlung durch Fließgewässerorganismen, unter anderem Fische und Makrozoobenthos. Dieser Artikel zeigt neue Möglichkeiten auf für die quantitative Bewertung der ökologischen Auswirkungen und die umweltorientierte Optimierung des Schwellbetriebs mittels physikalischer Habitatmodellierung. Der Schwerpunkt des Beitrages liegt auf der Modellierung von Makrozoobenthoshabitaten.

Abgesehen von Strompreisschwankungen gibt es bei der Energieproduktion durch Wasserkraft meist klare Rahmenbedingungen (Ausbauabfluss, Stauvolumina). Die ökologischen Rahmenbedingungen sind jedoch nicht so einfach zu quantifizieren. Zwar wurden im Rahmen der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) verschiedene Methoden zur Erfassung des ökologischen Zustands der Fliesgewasser entwickelt (z. B. PERLODES- und FiBS-Verfahren). Diese Methoden sind jedoch nicht geeignet, Prognosen abzugeben und dabei unterschiedliche Varianten von Betriebsschemen zur Stromproduktion sowie deren Auswirkungen auf Fließgewässer zu bewerten. Physikalische Habitatmodelle, die in enger Zusammenarbeit von Modellierern und Fließgewasserbiologen angewendet werden, können hier Abhilfe schaffen.
Die physikalische Habitatmodellierung ist ein bewahrtes Werkzeug, um Veränderungen im Habitatangebot und der Habitatqualität für fließgewässerspezifische Arten infolge anthropogener Eingriffe zu prognostizieren. Ihr Einsatz ist inzwischen Routine bei Mindestwasseruntersuchungen und es bietet sich an, die Methode auch in schwallbeeinflussten Strecken anzuwenden. Die erste Verwendung des Habitatsimulationsmodells CASiMiR für diese Fragestellung - den Schwalleinfluss auf Jungfischhabitate - ist bei Schneider und Noack (2009) beschrieben. Seitdem wird diese Methode weiterentwickelt und unter anderem um einen Ansatz zur Ermittlung des Einflusses auf Makrozoobenthos-Organismen erweitert.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft 1-2 / 2012 (Januar 2012)
Seiten: 7
Preis: € 10,90
Autor: Dr.-Ing. Ianina Kopecki
Prof. Dr.-Ing. Silke Wieprecht
Angeli Cabaltica
Johannes Ortlepp
Dr.-Ing. Matthias Schneider
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Erfahrungen mit der Sicherheitstechnik/dem Explosionsschutz bei Vergärungs-/Biogasanlagen
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (12/2024)
Nach wie vor kommt es an Vergärungs- und Biogasanlagen zu Unfällen infolge von Explosionen, Bränden und Vergiftungen/Erstickungen, Abstürzen häufig auch mit erheblichen Personenschäden. Auf der anderen Seite wurden in den letzten Jahren eine Vielzahl von Rechtsnormen und von Regelwerken, Technischen Regeln sowie Merkblättern zum Thema Sicherheitstechnik veröffentlicht.

Biogene Abfälle und Reststoffe - Kohlenstoffquelle, Bioenergie und negative Emissionen
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (12/2024)
Deutschlands Ziel ist es, bis 2045 klimaneutral zu werden. Eine der Grundvoraussetzungen hierfür ist, den Material- und Energieverbrauch erheblich nachhaltiger aufzustellen, denn die angestrebte Klimaneutralität beinhaltet zwei wesentliche Standbeine: Zum einen die Umstellung der Energieversorgung vollständig auf Erneuerbare Energien (EE).

Materialeffizienz und Umweltauswirkungen der Kunststoffverpackungsabfallwirtschaft in Deutschland
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (12/2024)
Im vorliegenden Beitrag werden die Ergebnisse einer umfassenden Bewertung des Bewirtschaftungssystems für Kunststoffverpackungsabfälle in Deutschland in Bezug auf Materialflüsse, Materialeffizienz und Umweltauswirkungen dargestellt und auf dieser Grundlage Herausforderungen und Optimierungsstrategien für die aktuelle und zukünftige Bewirtschaftung von Kunststoffverpackungsabfällen diskutiert.