Kälte aus Brunnenwasser für das neue Eismeer des Tierparks Hagenbeck

Auch für Wasserversorger gewinnen Energiefragen zunehmend an Bedeutung. Dabei sind dem Grundsatz der Nachhaltigkeit folgend regenerative Lösungen gefragt. Eine wichtige Entwicklungslinie stellt die Geothermie zur Gewinnung von Wärme- wie auch Kälteleistung dar. Ein interessantes Beispiel ist die Kältelieferung aus Brunnenwasser des Wasserwerkes Stellingen von HAMBURG WASSER an den benachbarten Tierpark Hagenbeck - ein geothermisches System zum Wohle der Tiere und der Umwelt.

Für seine neue Attraktion, das Eismeer, mit einer Investitionssumme von mehr als 20 Millionen Euro, benötigt der Tierpark Hagenbeck Kälteleistung. Auch im Sommer soll die Wassertemperatur in den Becken nicht über 15 °C steigen. So fühlen sich Eisbären, Walross, Pinguine und andere arktische und antarktische Tiere wohl. Für ein System mit konventionellen Kühlaggregaten war ein jährlicher Stromverbrauch von etwa 190.000 kWh ermittelt worden. Auch verschiedene BHKW-Varianten wurden geprüft. Im technisch-wirtschaftlichen sowie ökologischen Vergleich konnte sich der von HAMBURG WASSER und seiner Tochter CONSULAQUA Hamburg entwickelte Vorschlag, die Kälte aus dem Grundwasser für die Kühlung des Eismeers zu nutzen, klar durchsetzen. Der wirtschaftliche Vorteil des geothermischen Systems ergibt sich dabei im Wesentlichen aus zwei Gründen: Zum einen steht die Kälte ohne zusätzlichen externen Energieeinsatz zur Verfügung und zum anderen ist die Errichtung des vergleichsweise einfachen technischen Systems durch die räumliche Nähe der genutzten Grund - wasserbrunnen zum Eismeer - lediglich 450 Meter vom Wärmetauscher Brunnen zum Wärmetauscher Eismeer - nicht mit hohem Investitionsaufwand verbunden. Kälte aus dem Unteren Quartär für Eisbär und Co. In direkter Nachbarschaft zum Tierpark liegt das Grundwasserwerk Stellingen von HAMBURG WASSER. Seine Brunnen liefern das ganze Jahr hindurch kühles Grundwasser mit einer Temperatur von etwa 11 °C. Diese Temperaturkonstanz ist von großer Bedeutung, da die geothermische Kühlung trotz der geringen Temperaturdifferenz zwischen Grundwasser und den beiden zu kühlenden Becken des Eismeers sicher und stabil arbeiten muss. Die Brunnen 11 und 12 liegen nahe an der Grundstücksgrenze und wurden daher für die Erstellung des neuen Systems ausgewählt.



Copyright: © wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH
Quelle: Heft 12 - 2011 (Dezember 2011)
Seiten: 3
Preis: € 0,00
Autor: Dipl.-Ing. Gerhard Gehrke
Dr. rer. nat. Christoph Czekalla
Dr. rer. nat. Stephan Hering-Hagenbeck
Dipl.-Geol. Kai-Justin Radmann
 
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