Folgen der Marktöffnung auf die Sicherheit des Gasnetzbetriebes

Der erreichte hohe Sicherheitsstandard in den Gasversorgungssystemen darf auch im Zuge von strukturellen Marktänderungen keine negativen Beeinflussungen erfahren. Das Prinzip der technischen Selbstverwaltung hat sich in der Entwicklung des Gasfaches insbesondere seit Ende der 1950er-Jahre bis in die liberalisierte Welt der Energiemärkte der heutigen Zeit bewährt. Der aktuell stattfindende Umbau der Energieversorgung, in der der Einsatz von regenerativen Energien und hocheffizienten Technologien zunehmend in den Mittelpunkt der Diskussionen rückt, wird die Gasnetzbetreiber vor neue Herausforderungen stellen. Der vorliegende Beitrag wurde anlässlich des 100. Geburtstages des Technischen Inspektorats (TISG) des SVGW als Vortrag gehalten.

Die Anforderungen an Gasnetze und deren Betreiber haben sich in den vergangenen Jahren durch den Regulierungsprozess, aber auch beispielsweise durch die privilegierte Biogaseinspeisung verändert. Der Trend wird sich verstärken, da auch die zunehmende Nutzung erneuerbarer Energien wie Wind und Fotovoltaik neue Möglichkeiten zur Speicherung von diskontinuierlich verfügbarer Elektroenergie fordert. Die mögliche saisonale Speichervariante für erneuerbare Energie ist das Erdgasleitungsnetz, in das elektrolytisch erzeugter Wasserstoff bzw. Methan eingespeist werden kann. Die Einspeicherung und deren Integration in die bestehenden Strukturen werden in den einschlägigen Projekten der DVGW-Innovationsoffensive zurzeit untersucht. Ein besonderer Schwerpunkt der Untersuchungen ist die Definition von Anforderungen an Smart Gas Grids, welche die zukünftigen Aufgaben der Energiespeicherung und der biogenen Gase übernehmen könnten.
Für die Erreichung der energiepolitisch ambitioniert gesteckten Ziele des Klimaschutzes ist die Steigerung der Energieeffizienz die wirksamste und kostengünstigste Maßnahme. Der Gebäudebereich wird seitens der Bundesregierung hierbei als zentraler Baustein angesehen. Eine 2%-Sanierungsrate wäre notwendig, um bis 2050 einen nahezu klimaneutralen Bestand zu realisieren. Auswirkungen auf den Gasverbrauch, eben hervorgerufen durch steigende Energieeffizienz und flächendeckende energetische Sanierung des Gebäudebestandes bis hin zur Vorgabe der klimaneutralen Gebäude im Rahmen der Novelle der Energieeinsparverordnung 2012, sind zu erwarten.
Die Liberalisierung der Energiemärkte wurde eingeführt zur Wettbewerbsförderung, Effizienzsteigerung und Kostensenkung. Die zurzeit stattfindende Energiewende erfordert die Notwendigkeit, die Gasnetze intelligenter zu gestalten. Dies führt umgekehrt auch zu dem Erfordernis, die Regulierungsansätze der Vergangenheit zu überprüfen.



Copyright: © wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH
Quelle: Heft 10 - 2011 (Oktober 2011)
Seiten: 7
Preis: € 4,00
Autor: Dipl.-Ing. Alfred Klees
 
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