Der vorliegende Artikel gibt am Beispiel des Merowe-Staudammes einen Einblick in die hydraulischen Berechnungen, die für ein Wasserkraftprojekt mit einer installierten Leistung von 1 250 MW und einem Mehrzweckspeicher an einem Fluss wie dem Nil erforderlich werden. Er beleuchtet die baubegleitende Entwurfsplanung und spannt den Bogen von der hydraulischen Auslegung über die hydraulischen Modellversuche bis hin zu der Umsetzung in der baureifen Planung. Ziel der hydraulischen Berechnungen ist es, einen sicheren und wirtschaftlichen Entwurf für alle möglichen Betriebszustände zu gewährleisten, der die Gefahr von Schäden am Bauwerk und für die Bevölkerung vermeidet. Bei allen Sicherheitsaspekten, die bei der Planung mit höchster Priorität berücksichtigt wurden, mussten zusätzlich der wirtschaftliche Betrieb der Anlage und die Baukosten Berücksichtigung finden. Dies schließt auch die konstruktive Umsetzbarkeit der aus hydraulischen Gesichtspunkten erforderlichen Entwurfskriterien ein. Die Rückmeldung der Versuchsergebnisse, die Berücksichtigung der tatsächlich angetroffenen geologischen Gegebenheiten sowie die Entwürfe der unterschiedlichen Lieferanten der maschinen- und elektrotechnischen Ausrüstung fließen letztendlich in der baureifen Planung zusammen.
Im Jahr 2002 wurde der Ingenieurvertrag als Ergebnis einer internationalen Ausschreibung an Lahmeyer International GmbH (LI) vergeben, der die Überarbeitung der vorliegenden Ausschreibungsunterlagen, die internationale Ausschreibung und Vergabe der Bau- und Lieferverträge, die baureife Planung, das Vertragsmanagement sowie die Bauüberwachung beinhaltete. Durch den Bau des Merowe- Staudammes und des Wasserkraftprojektes wurden die bereits seit Anfang des letzten Jahrhunderts begonnenen Anregungen, Überlegungen, Untersuchungen und Studien umgesetzt. Das Kernstück des Merowe-Projektes ist der Staudamm mit einer Kronenlänge von 9,7 km und einer maximalen Höhe von etwa 74 m. Der Stausee fasst bei Erreichen des Stauziels ein Wasservolumen von 12,4 km³ und hat eine Gesamtlänge von über 180 km. Im Wasserkraftwerk werden 10 Maschinensätze mit einer installierten Leistung von insgesamt 1 250 MW und einem Durchfluss von etwa 300 m³/s pro Francis-Turbine betrieben. Die durchschnittliche Jahresstromproduktion beträgt bei den bekannten Zuflüssen und Fallhöhen etwa 5 500 GWh regenerativer Energie.
Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
Quelle: | Wasserwirtschaft 1-2 / 2011 (Januar 2011) |
Seiten: | 6 |
Preis: | € 10,90 |
Autor: | Dr.-Ing. Jens-Uwe Wiesemann Dipl.-Ing. Jörg Weber Bahaeldeen A. Zaid |
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Barotrauma von Larven und Jungfischen bei der Turbinenpassage
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Mittels einer eigens konstruierten Barotraumakammer wurden unterschiedliche Larven- und Jungfischstadien repräsentativer europäischer Flussfischarten (Äsche, Flussbarsch, Nase, Rotauge) systematisch Druckverläufen ausgesetzt, welche in Turbinen von Laufwasserkraftwerken vorherrschen. Es wurden deutliche art- und stadienspezifische Unterschiede in den Mortalitätstraten festgestellt, wobei vor allem der Entwicklungsstatus und Typ der Schwimmblase einen wesentlichen Einfluss auf die Schädigungen unterschiedlicher Größenklassen und Arten hatte.
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Das Pumpspeicherkraftwerk Energiespeicher Riedl mit einer Leistung von 300 MW befindet sich seit dem Jahr 2012 im Genehmigungsverfahren. Das Vorhaben wurde von der Europäischen Kommission mehrmals auf die unionsweite Liste der Projekte von gemeinsamem Interesse aufgenommen. Damit wird dem Projekt ein Vorrangstatus zuerkannt, der die Erforderlichkeit des Vorhabens in energiepolitischer und klimabezogener Hinsicht begründet.