Modellierung historischer Abflussverhältnisse für die Hochwasserprognose

Um historische Durchflussangaben an Flüssen, die in die Hochwasserstatistik eingehen, überpruefen und bewerten zu können, werden 1-D- und 2-D-Wasserspiegellagenberechnungen unter Verwendung historischer morphologischer Daten durchgeführt. Die Methodik sowie ihre Möglichkeiten und Grenzen werden am Beispiel der Elbe im Stadtgebiet von Dresden erläutert. Es wird deutlich, dass die notwendigen Korrekturen auch Auswirkungen auf die Hochwasserstatistik und damit auf die Schutzgrade haben.

Die für die Bemessung von Wasserbauwerken benötigten Wiederkehrintervalle der Hochwasserscheitelwerte sollen aus möglichst langen Jahresreihen ermittelt werden, um zuverlässige Abschätzungen zu ermöglichen. Allgemein wird empfohlen, dass die zu untersuchenden Wiederkehrzeiten nur bis zu dreimal so lang sind wie die Jahresreihe der Beobachtungen (DVWK-Regel 101, HQ-EX etc.). Für eine Verlängerung und Verbesserung von vorhandenen Datenreihen können verfügbare historisch überlieferte Wasserstandsangaben hinzugezogen werden. Die Hochwasserstatistik verwendet für die anzupassenden Verteilungsfunktionen jedoch Durchflusswerte, wodurch eine Umrechnung der beobachteten Wasserstände notwendig wird. Die Verwendung von
Schlüsselkurven, die aus möglicherweise fehlerbehafteten historischen Abflussund Wasserstandswerten abgeleitet wurden, bedarf daher besonderer Vorsicht. Nach den amtlichen Veröffentlichungen sollen in Dresden am 31.3.1845 bei einem Wasserstand von 877 cm über Pegelnull (PNneu = 102,73 m ü. NN) in der Elbe 5 700 m³/s abgeflossen sein. Im Vergleich dazu wurde im August 2002 bei einem Wasserstand von 940 cm nur ein Durchfluss von ca. 4 580 m³/s ermittelt (Messung mit einem Acoustic Doppler Current Profiler, ADCP). Um diese und andere Unstimmigkeiten klären zu können, sind weitere Untersuchungen erforderlich, die sich nach Meinung der Autoren auf Wasserspiegellagenberechnungen unter Hinzunahme von historischen Datensätzen stützen sollten. Die oft zur nachträglichen Ermittlung der Durchflüsse herangezogenen Fließformeln beziehen sich lediglich auf die Normalabflusstiefe und liefern damit unzureichende Ergebnisse. Die Problematik zutreffender Schlüsselkurven beschränkt sich nicht nur auf historische Ereignisse, sondern ist nach wie vor aktuell. So konnte bereits früher an Beispielen gezeigt werden, dass bei Verwendung plötzlich geänderter Schlüsselkurven im Extrapolationsbereich die Durchflusswerte bei gleichen Wasserständen um mehr als 50 % voneinander abwichen.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft 3 /2011 (März 2011)
Seiten: 6
Preis: € 10,90
Autor: Dipl. Hyd. Franziska Kirsch
Prof. Dr.-Ing. habil. Reinhard Pohl
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Hygienisierung und Trocknung von Gärresten - Erfahrungen mit dem Herhof-Belüftungssystem
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (11/2025)
Die Herstellung von Qualitätskomposten aus Bioabfallgärresten stellt herkömmliche Kompostierungssysteme vor große Herausforderungen. Je nach Vergärungssystem müssen Hygienisierungsnachweise nach Bioabfallverordnung oder deutliche Veränderungen im Trockensubstanzgehalt zusätzlich zum organischen Abbau erzielt und nachgewiesen werden. Erfahrungen im Bereich Bioabfallkompostierung oder biologischer Trocknung von Restabfall fließen in die Umsetzung der Gärrestbehandlungssysteme mit ein. Anhand der kombinierten Vergärungs- und Kompostierungsanlagen in Cröbern und Bernburg werden die Ergebnisse und die Grenzen des Herhof-Belüftungssystems speziell im Hinblick auf Hygienisierung nach Bioabfallverordnung und Trocknung für die Kompostaufbereitung dargestellt.

Der Weg vom Gärrest zum Qualitätskompost - Erfahrungen in umgesetzten Anlagen
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (11/2025)
Die Erzeugung eines hochwertigen Qualitätskomposts ist vielfach ein Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg einer Bioabfallbehandlungsanlage. Da jedoch die meisten Bioabfälle bei der Anlieferung in einer Behandlungsanlage immer noch einen sehr hohen Fremdstoff- und Verunreinigungsanteil aufweisen, ist neben einer effizienten biologischen Behandlung - in einer Kaskadennutzung bei hohem Biogasertrag und guter Aerobisierung und Nachrotte der Gärreste - die Abscheidung der Störstoffe in einer Kompostfeinaufbereitung der Schlüssel zu einem vermarktbaren Qualitätskompost.

TGV - Thöni Gärrestverwertung: Kompostierungstechnologie zur Behandlung von Gärresten
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (11/2025)
Die TGV - Thöni Gärrestverwertung behandelt Gärreste aus Vergärungsanlagen und verarbeitet sie zu hochwertigem Kompost. Das System schließt die Lücke zwischen anaerober Vor- und aerober Nachbehandlung. Durch eine eigene Technologie werden Schnittstellen reduziert und Planung sowie Ausführung aus einer Hand ermöglicht.